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Kidslife · das Elternmagazin

Diabetes bei Kindern und Jugendlichen

Das ist für die kleinen Patienten und deren Eltern ein gehöriger Schock. Alle müssen lernen, sich umzustellen und es ist nicht einfach, sich an ständiges Blutzuckermessen und an die besondere Diät zu gewöhnen. Dennoch kann man mit Mut und Energie die Lebensfreude wiedergewinnen.

Diabetes bei Kindern und Jugendlichen
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Blut, das ist ein ganz besonderer Saft … und wenn irgendetwas an seiner Zusammensetzung nicht stimmt – z. B. der Zuckergehalt, macht sich das sofort bemerkbar. Stefanie, 38, ist selbst an Diabetes Typ 1 erkrankt und muss seit ihrer Jugend mit der Diagnose leben. Da sie weiß, dass die Krankheit manchmal vererbt wird, hat sie sich angewöhnt, bei ihren Kindern auf Alarmzeichen zu achten. Im Frühjahr vorletzten Jahres ist ihr aufgefallen, dass ihre Tochter Mareike, 5, ständig auf die Toilette musste. Stefanie hat nicht lange gezögert. „ ich weiß, es hätte auch andere Gründe haben können, aber ich bin eben auf der Hut und habe ihren Blutzuckerwert gleich getestet – und einen Schreck bekommen: ihr Wert lag bei 189 (normal ist ca. 80-120), Grund genug, gleich einen Termin beim Kinderarzt auszumachen. Der Arzt wollte mich zunächst beruhigen und sagte, es wäre doch sehr selten, dass die Krankheit vererbt wird!“ Aber durch weitere Tests in Kinderklinik wurde Stefanies Verdacht bestätigt: Mareike hatte Diabetes Typ 1.

Stefanie war von Anfang an ganz offen zu ihrer Tochter. „Viele von uns Erwachsenen versuchen krampfhaft, schwierige Dinge schön zu reden, was die Sache für die Kleinen sicher nicht einfacher macht. Natürlich war Mareike traurig, eine Krankheit zu haben und konnte nicht wirklich begreifen, was das für ihr weiteres Leben bedeuten würde.“ Aber wenigstens konnte sie ihrer Mutter viele Fragen stellen, auf die sie auch ehrliche Antworten bekam. Z. B. ob sie sich nun jeden Tag pieken müsste. Stefanie selbst ist über die Jahre zu einer recht positiven Einstellung zum Leben mit Diabetes gekommen, und konnte dies ihrer Tochter auch vermitteln. „Ich glaube nicht, dass es meiner Tochter geholfen hätte, wenn ich sie ständig bemitleidet hätte. Klar hat sie mir wahnsinnig leid getan – mehrmals am Tag in die kleinen Finger zu stechen, das ist echt brutal – aber trotzdem, ich muss ihr helfen, stark zu sein.“

Mareike hat trotz ihrer fünf Jahre viel Mut bewiesen. Bereits nach kurzer Zeit hat sie sich alleine gepikt und versucht, alles selbstständig hinzukriegen. Und Stefanie kontrolliert zwar ständig mit, aber sie unterstütz ihre Kleine, wo sie nur kann dabei, selbstständig zu werden. So kann sie auch mal bei Freunden übernachten und ein relativ normales Leben führen, wie ihre Freundinnen auch. Die Zeit in der Klinik hat die kleine Patientin gut überstanden, trotz der vielen Untersuchungen, und sie konnte schon früher als erwartet wieder mit ihrer Mutter nach Hause fahren. Für Stefanie war es wichtig, dass Mareike, gut überwacht im Krankenhaus, einmal ein Gefühl dafür bekam, was es heißt, unterzuckert zu sein, „sie muss wissen, wie es sich anfühlt, damit sie mich zu Hause gleich informieren kann, wenn es ihr schlecht geht.“

Zu Hause ist es dann schon manchmal vorgekommen, dass Mareike sich falsche Mengen gespritzt hat, aber Stefanie meint dass viele Eltern zu ängstlich sind und ihre Kinder verunsichern, wo sie doch so viel Selbstvertauen brauchen, wie möglich. „Klar die Eltern bekommen Angst, wenn sie hören, dass ihr Kind evtl. zuviel gespritzt hat. Deswegen sind die Schulungen so wichtig.“ Sie empfiehlt, sich für den Fall der Fälle immer eine Notruf-Nr. vom Arzt geben zu lassen. „Es kann immer mal was passieren und für den Fall muss einfach jemand erreichbar sein!“

Nach drei Tagen wollte Mareike schon wieder in den Kindergarten, wo Stefanie inzwischen schon mit Leitung und Erziehern gesprochen hat. „Das Team dort war einfach klasse. Die Erzieher haben auch die anderen Kinder gut auf Mareikes neue Situation vorbereitet, und sie wurde ziemlich normal wieder eingegliedert – alle waren nett zu ihr. Und sie war richtig stolz, den anderen ihr Mess- und Spritzzeug zu zeigen. Auch an ihrem geliebten Judokurs konnte sie bald wieder teilnehmen.“

Natürlich wird Mareike manchmal von anderen Kindern und auch Erwachsenen komisch angeschaut, wenn sie ihr Mess- oder Spritzzeug auspackt, aber Stefanie hat ihrem Sprössling beigebracht, dass es nichts ist, wofür man sich schämen müsste. „Es ist halt eine chronische Krankheit – und auch Krankheiten gehören zum Leben dazu, man muss damit umgehen, so gut man eben kann. Und bis jetzt habe ich noch nicht gehört, dass Mareike irgendwo ernsthaft benachteiligt worden ist, wegen dieser Sache, dass sie etwa nicht zum Geburtstag eingeladen wurde, oder andere sie nicht mitspielen lassen – Gott sei Dank kein Problem. Damit will ich aber nicht sagen, dass es nur gute Tage gibt. Manchmal ist meine Tochter furchtbar schräg drauf und würde ihr Zeug am liebsten in die Ecke schmeißen. Aber, auch wir erwachsenen Diabetiker kennen das ja.“

Für Eltern, die selbst keine Erfahrungen mit Diabetes haben sind Schulungen sehr wichtig, denn auf sie kommt sehr viel Neues zu, das sie wissen und beachten müssen. Richtig betreut können die Kinder weiterhin mit ihren Freunden Spaß haben, Sport treiben, ihren Hobbys nachgehen und auch mal etwas süßes naschen. Stefanie sagt: „Ich sage ungern zu meiner Kleinen, nein das darfst Du nicht, weil du Diabetes hast. Sicher kann sie nicht eine ganze Tüte Gummibärchen auf einmal verputzen, aber – sie ist nicht dumm und hat das selbst schnell begriffen. Jetzt teilt sie sich ihre Ration Naschzeug immer gut ein.“

Stefanies Erfahrung mit sich selbst und ihrer Tochter haben ihr gezeigt, dass Kinder manchmal besser mit so einem Schicksalsschlag zurechtkommen, als Erwachsene denken, dass man sie nicht behandeln muss, als seien sie aus Glas „Es sind immer noch die selben Kinder, die nur ein bisschen mehr Aufmerksamkeit benötigen!“ sagt sie schmunzelnd. Und empfiehlt andern Eltern, sich über die Krankheit zu informieren, wo sie nur können. „Wenn man sich selbst sicher fühlt und gut Bescheid weiß, kann man seinem Kind eben am Besten helfen und mit der Zeit herausbekommen, wie man auch weiterhin das Leben genießen kann. „Manchmal, wenn Mareike ihren schlechten Tag hat, dann schnappe ich sie mir und verwöhne sie ein bisschen. Wir gehen ins Kino und sehen einen lustigen Film an. Oder sie darf sich ein neues Kleid aussuchen oder etwas zum Spielen. Sie ist ein besonderes Kind, dass mit ihrer besonderen Lage super umgeht. Dafür hat sie manchmal einfach eine Belohnung verdient!“

Diabetes bei Kindern und Jugendlichen

Meistens erkranken Kinder an Typ-1-Diabetes. Beim Typ-1-Diabetes handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem die körpereigenen Betazellen der Bauchspeicheldrüse (lat. Pankreas) nach und nach zerstört. Die Betazellen sind für die Insulinproduktion zuständig. Ohne Insulin hungern die Zellen und verlieren an Energie; die Glucose staut sich im Blut und der Blutzuckerspiegel steigt an. Auch für die Hemmung der Glucoseproduktion in der Leber ist das Hormon Insulin zuständig. Ist durch das Fehlen des Insulins eine normale Stoffwechselregulation nicht mehr gewährleistet, muss das Hormon in das Unterhautfettgewebe gespritzt werden.

Auf Alarmzeichen achten – wie macht sich Diabetes bemerkbar?

Extremer Durst und große Urinmengen: Bei erhöhten Blutzuckerwerten wird Glukose über die Niere in großen Mengen im Urin als „Urinzucker“ abgeführt. Als Folge der Urinzuckerausscheidung kommt es zu hohem Wasserverlust, der sich durch großen Durst bemerkbar macht. Viele Liter Flüssigkeit werden dann – Tag und Nacht – benötigt.

Müdigkeit, Abgeschlagenheit und starke Gewichtsabnahme: Die Muskeln bekommen nicht genug Energie und sind auf ihre gespeicherten Energiereserven angewiesen. Ein Abbau der körpereigenen Fettreserven ist die Folge. Aber nicht alle entstehenden Fettsäuren werden abgebaut, es bilden sich so genannte Ketonkörper, die im Urin ausgeschieden werden (Azeton). Eine Anhäufung der Ketonkörper führt zu einer Übersäuerung des Blutes, die sich oft durch starken Azetongeruch im Atem des Kindes bemerkbar macht. Die Kinder sind müde, erschöpft und lustlos. Selbst für lieb gewonnene Aktivitäten bleibt nicht genug Kraft.

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