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Kidslife · das Elternmagazin

Gute Lehrer – schlechte Lehrer

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Text: Antje Szillat, Fotos. Pixabay

Was macht für euch einen guten Lehrer aus und was einen schlechten? – wollten wir diesmal von den Schülern einer Gesamtschule in unserer Kidslife Kindergesprächsrunde erfahren.
Was Dahlia (14 Jahre), Friederike (14 Jahre), Susanna (14 Jahre), Michelle (15 Jahre), Torben (14 Jahre), Maxi (15 Jahre), Jannis (15 Jahre) und Jan-Luca (14 Jahre) daraufhin unserer Kidslife Redakteurin Antje Szillat zu berichten hatten, und vor allen Dingen mit welchen Emotionen (positiven wie negativen) die jugendlichen Gesprächspartnerinnen und –partner schilderten und diskutierten, haben wir hier für Sie zusammengefasst.

Antje Szillat: Gute Lehrer, schlechte Lehrer – was macht für euch den Unterschied aus?

Dahlia: Ich fange mal mit einem Beispiel für einen extrem schlechten Lehrer an, der das aber absolut nicht checken will. Er ist bestimmt davon überzeugt, er sei einer von der guten Sorte, sein Unterricht total spannend und er extrem beliebt unter den Schülern.

Erste Stunde bei Herrn X. Wie jeden Morgen kommt er ins Klassenzimmer gerauscht, knallt seine Tasche aufs Pult, während einige von uns ihren Gedanken nachhängen, noch halb schlafen, Pausenbrote auspacken, mit dem Nachbarn quatschen oder sonst was tun. Vorne versucht inzwischen Herr X die Klasse wie ein Animateur zu bespaßen. Ja, zu bespaßen, denn anders ist sein Herumgehampel, sich die Haare raufen, vor die Stirn schlagen, aufstampfen wie Rumpelstilzchen persönlich, mal leise zischen, mal laut schreien und wie angestochen im Klassenzimmer auf und ab zu rennen nicht zu verstehen. Er bezeichnet so etwas als Frontalunterricht und meint damit, uns Schülern auf eine effektive Art und Weise den Unterrichtsstoff einzutrichtern.

Wir allerdings können diesen Versuch nur belächeln, ab und zu teilnahmslos nicken, damit er sich in seiner One-Man-Show bestätigt fühlt, hin und wieder eine Frage einwerfen und falls es dann doch irgendwann mal bei Herrn X angekommen ist, dass sein Unterrichtsstoff nicht einmal das unterste Unterbewusstsein bei uns erreicht hat, seinen Wutausbruch mit Fassung über uns ergehen zu lassen. Wenn er dann mal wieder ausflippt, uns wutschnaubend anmotzt: „Bei euch ist doch längst Hopfen und Malz verloren. Euch zu unterrichten ist absolut sinnlos!“

Maxi: Oh ja (lacht laut los), das kenne ich. Ich hatte mal in der fünften Klasse eine Lehrerin, die stundenlange Monologe gehalten hat … ähm 45-minütige. Der Unterricht bestand aus purem Selbstgespräch. Sie war aber fest davon überzeugt, dass alles super läuft, weil wir alle so schön ruhig zugehört haben. Das quasi die ganze Klasse gepennt hat, ist bei der nicht angekommen. Gelernt hat man praktisch nichts, was sich dann in den Tests widerspiegelte.

Antje Szillat: Kurze Zwischenfrage, warum habt ihr euch dann nicht einfach am Unterricht beteiligt? Ich meine, wenn ihr nur dasitzt und mehr oder weniger schlaft, hatte eure damalige Lehrerin wohl kaum eine andere Chance, wenn ich das richtig verstehe.

Maxi: (Stöhnt empört auf!) Von wegen! Das wollte die doch gar nicht. Die wollte einfach nur ihre Ruhe haben und ihren Stoff durchziehen. Wenn man mal ´ne Frage gestellt hat, dann kam es wie aus der Pistole geschossen: „Ihr sollt zuhören!“ Dann hat sie irgendwelche Arbeitsblätter ausgeteilt und wenn man dann noch mal gefragt hat, hat sie gemotzt: „Wenn du zugehört hättest, dann wüsstest du es jetzt!“

Super Unterricht, echt!

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Michelle: Ja, solche Lehrer kenne ich auch. Schrecklich! Für mich sollte ein guter Lehrer nett, freundlich, und vor allen Dingen unkompliziert sein. Aber es ist auch wichtig, dass man Respekt vor ihm hat und er sich nicht, wie Dahlia gerade geschildert hat, zum Affen macht. Er sollte gut erklären können, seine Schüler in den Unterricht mit einbeziehen, also nicht nur reden, reden, reden … sondern auch die Schüler wirklich mitmachen lassen. Und geduldig sollte er sein. Am besten auch nicht unfair und seinen Schülern, wenn sie etwas nicht gleich verstehen, nicht das Gefühl geben, sie wären dumm – was leider sehr oft vorkommt.

Jannis: (Lacht) Wow, wo hast du so einen Lehrer denn schon mal gesehen?! Aber Scherz beiseite, ich wäre schon happy, wenn die Lehrer den Unterricht mal etwas abwechselungsreicher gestalten würden. Zum Beispiel mal den Unterricht im Freien stattfinden lassen würden. Draußen kann auch das Gehirn viel besser arbeiten als im Klassenraum. Aber das ist den meisten Lehrern viel zu anstrengend. Wenn wir das mal vorgeschlagen haben, hat es meistens geheißen: „Ich würde auch gerne im Freien unterrichten. Aber das ist mit euch leider nicht möglich. Ihr seid viel zu unruhig und unkonzentriert, um den Unterricht draußen stattfinden zu lassen …“, oder eine ähnliche Leier.

Antje Szillat: Und, ist es nicht manchmal auch genau so?

Jannis: (Grinst verschämt) Na ja, kann schon sein. Aber deswegen kann man die Schüler doch nicht alle über einen Kamm scheren.

Friederike: (Sehr ernst) Meiner Meinung nach ist die wichtigste Eigenschaft eines Lehrers seine Menschlichkeit. Eine Lehrerin oder ein Lehrer sollte nicht nur sachlich sein, sondern seinen Schülern auch als Vertrauensperson gegenübertreten. Ich finde natürlich auch, dass Freundlichkeit und ein wenig Sinn für Humor auch dazu gehört, um ein guter Lehrer zu sein.

Susanna: Das geht mir auch so. Bei unfreundlichen Lehrern kann ich schlechter lernen. Aber es ist auch ganz, ganz wichtig, dass ein Lehrer seinen Unterricht abwechselungsreich und interessant gestaltet. Und dass er gut und verständlich erklären kann.

Friederike: (Nickt) Ich finde es auch noch wichtig, dass er sich für seine Klasse engagiert. Zum Beispiel bei Planungen von Klassenfesten, Klassenreisen oder einfach nur Ausflügen.

Torben: Das allerwichtigste für mich ist, dass ein Lehrer immer sein Wort hält, dass ich ihm vertrauen kann und vor allem, dass er niemals ungerecht bestraft.

Jan-Luca: Okay, ihr habt ja schon ´ne Menge Wünsche geäußert (grinst), dann will ich die Traumlehrerliste noch um ein paar Punkte ergänzen: Für mich ist der perfekte Lehrer konsequent. Seine Schüler haben Respekt vor ihm. Er vermittelt ihnen, dass Lernen auch Spaß machen kann. Und er ist komplett unparteiisch – also nichts mit besseren Noten, nur weil Schüler A ihm sympathischer als Schüler B ist und so weiter. Kennen wir ja alles … Wenn er dann noch ein gutes Vorbild für seine Schüler wäre, dann würde ich vom perfekten Lehrer sprechen.

Dahlia: (Seufzt übertrieben) ich hatte mal so einen. Echt! Oder fast. Er war total beliebt. Doch beliebte Lehrer müssen nicht unbedingt die besten sein. Denn oftmals – wie es in seinem Fall dann letztendlich war – schaffen sie es nicht, ihre Klasse unter Kontrolle zu behalten. Alles wird zu sehr kumpelig, wenn ihr versteht, was ich damit meine. Das allerbeste wäre gewesen, wenn dann zu seiner Beliebtheit, seinem Humor und seiner Fairness ein Hauch von Strenge, Durchsetzungsvermögen und Respekt dazugekommen wäre.

Susanna: Juchhu (lacht laut), wir backen uns einen Lehrer.

Wilder Jubel bricht aus …

Jan Luca: (Ruft laut dazwischen)Den perfekten Superlehrer!

Antje Szillat: Gerade bin ich sehr froh, keine Lehrerin zu sein (grinst), denn das was ihr von einem Lehrer so alles erwartet, erinnert schon ziemlich an einen Roboter. Immer nett, gutgelaunt, verständnisvoll, fair, nachsichtig, originell, kompetent, respektvoll, einfallsreich, würdevoll, nie launig, schlecht drauf, unausgeschlafen – halt: stets perfekt. Mal ehrlich, so einen Menschen gibt es doch gar nicht. Egal ob Lehrer oder sonst ein Beruf, und das ist meiner Meinung nach auch gut so, denn schließlich haben Menschen Emotionen und die sind nun mal nicht immer gleich. Und außerdem, könntet ihr euch nicht auch vorstellen, dass selbst der tollste – der perfekteste Lehrer mal zum Stinkstiefel werden kann, wenn ihm eine Horde Schüler auf der Nase herumtanzen?

Jannis: Okay, ein Lehrer ist fair, wenn er alle Schüler gleich behandelt. Ein Lehrer ist zu streng, wenn er gleich rumschreit, wenn Schüler mal miteinander reden. Ein Lehrer ist humorvoll, wenn er mit seinen Schülern auch mal lachen kann. Ein Lehrer ist fies, wenn er sich über die Schwächen eines Schülers lustig macht – schon klar, dass das alles nur funktioniert, wenn er die entsprechenden Schüler dafür hat.

Antje Szillat: Das klingt jetzt aber schon ein bisschen zynisch.

Jannis: Ist aber gar nicht so gemeint. Aber du hast gefragt, was für mich ein guter und was ein schlechter Lehrer ist. Klar weiß ich, dass die Schüler oftmals auch nicht gerade das Gelbe vom Ei für die Lehrer sind und mir ist auch bewusst, dass schon so manch ein superguter Lehrer durch das Verhalten von Schülern zu einem ganz anderen, eben einem richtig miesen geworden ist. Logo. Aber wenn ich mir einen Traumlehrer backen könnte, dann wäre er nun mal so.

Maxi: Geht mir genauso. Allerdings würde ich mir auch gern mal den einen oder anderen Mitschüler selbst backen können. Da sind schon einige dabei, bei denen ich auch nicht der Lehrer sein möchte. Ach was sage ich, bei denen ich mir nichts sehnsüchtiger wünsche, als das die nicht meine Mitschüler sind. Puff, und aufgelöst oder ab auf ´ne andere Schule.

Friederike: Meine Mutter ist ja Lehrerin. Allerdings an einer Grundschule. Sie hat mal zu mir gesagt, als ich mich über einen ungerechten Lehrer bei ihr beschwert habe, dass sie sich früher auch alles ganz anders vorgestellt hätte. Sie hat schon oft Tage gehabt, an denen sie nicht gerne Lehrerin gewesen ist. Besonders traurig macht es sie, wenn schon Kinder in der ersten Klasse total frech und unerzogen sind und sie damit beschäftigt ist, die Kinder erst einmal zu erziehen, ihnen Benehmen beizubringen, bevor sie ihnen Lesen und Schreiben beibringen kann. Und meine Mutter sagt auch, dass es oftmals sehr schwierig mit den Eltern ist. Manche kümmern sich kein bisschen um ihre Kinder und sind der Meinung, alles wäre Aufgabe der Lehrer. Darüber ärgert sich meine Mutter und sie ist auch oft traurig deswegen. Da kann ich dann schon verstehen, wenn sie nicht immer gleich nett und gutgelaunt in die Schule spaziert.

Susanna: Das kann ich dann auch gut verstehen. Ich habe auch schon ein paar Mal gedacht, dass mir ein Lehrer leidgetan hat, weil sich Klassenkameraden so was von mies und unmöglich verhalten habe. Ich habe mich sogar für die geschämt.

Jan-Luca: Is mir auch schon passiert.

Torben: Mein Vater sagt dann immer: Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es wieder hinaus oder so ähnlich. Aber trotzdem gibt es ein paar ganz schön miese Lehrer und da nützt es dann auch nichts, wenn ich nett und freundlich bin, mich super benehme, dem Unterricht folge, alle Hausaufgaben und so erledige, eben der perfekte Schüler bin: Der Typ findet garantiert immer noch einen Grund, warum er mich anblaffen oder fertigmachen kann.

Allgemeines Nicken – rundum Zustimmung.

Antje Szillat: Dann stelle ich meine erste Frage zum Abschluss noch einmal etwas anders: Was macht für euch eine gute Schule aus?

Michelle: Ein Ort, an dem ich mich wohlfühle und vor allen Dingen sicher. Wo es Lehrer gibt, bei denen ich gerne lerne und die mich gerne unterrichten, die ihren Beruf und vor allen Dingen Kinder wirklich mögen. Die die Fähigkeit besitzen, Inhalte gut zu vermitteln und Schüler gleich und absolut neutral zu bewerten. Wo Strenge und Lockerheit in einem guten Verhältnis stehen. Respektvoller Umgang miteinander, also Schüler mit Lehrer und umgekehrt und natürlich auch ganz wichtig – Schüler mit Schüler – gelebt wird. Keine Gewalt, Beschimpfungen, Mobbing, Angst, Erpressungen, Dogen …
Guter Zusammenhalt und dass die Stärken und Schwächen eines Einzelnen akzeptiert und vor allem respektiert werden.
Wenn das Gebäude dann auch noch so wäre, dass keiner Sorge haben muss, sich mit Schimmelpilzen anzustecken oder dass ihm der Putz von der Decke auf den Kopf bröselt, dann denke ich, wäre das eine richtig, richtig gute Schule.

Spontaner Applaus setzt ein, dem auch ich mich anschließe.

Antje Szillat: Michelle, ich glaube, damit hast du jedem in dieser Runde – und bestimmt nicht nur in dieser Runde – aus der Seele gesprochen. Ich kann nur sagen, so eine Schule hätte ich mir als Schülerin auch gewünscht und so eine Schule wünsche ich euch wirklich sehr.

Jannis: (Grinst) Wir uns auch! Wobei, unsere ist gar nicht mal so übel.

Die anderen nicken …

Susanna: Eine Sache fällt mir jetzt aber noch ein. Das liegt schon etwas zurück, aber es passt für mich total zu dem Thema: Was ist ein guter Lehrer. Auf jeden Fall ein Vorbild, oder zumindest sollte er es sein. Meine kleine Schwester ist letztes Jahr zur Schule gekommen.
An einem Tag hatte ich früher Schule aus und habe gedacht, ich hole sie mal ab und besuche dabei gleich mal meine alte Grundschule. Als ich mit ihr etwas früher aus ihrer Betreuungsgruppe kam, mussten wir über den alten Schulhof. In der Ecke standen die Schulsekretärin, die Schulleiterin und noch zwei, oder drei weitere Lehrerinnen. Alle rauchten. Ich fand das schon komisch, weil wir quasi durch ihre Rauchwolken hindurch mussten. Meine kleine Schwester sagte, das sei ganz normal. Seitdem die nicht mehr im Schulgebäude (wohl im Lehrerzimmer oder so) rauchen dürften, würden die immer in der Ecke auf dem alten Schulhof stehen und qualmen. Alle Kinder wüssten das und würden die dort auch immer stehen sehen in den Pausen.
Na ja, das hat bestimmt nichts mit Vorbildsein zu tun, finde ich.

UND DAS SEHEN WIR ANDEREN GANZ GENAUSO!

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