Test: Ferien im Nationalpark Bayerischer Wald
„Vom Wald das Beste“ – das, wofür viele Menschen lange Flug- oder Autoreisen, z. B. nach Kanada oder Schweden in Kauf nehmen, gibt es auch hier in Deutschland: Eine ursprüngliche, wildromantische Waldlandschaft, die eine einzigartige Pflanzen- und Tierwelt beherbergt und darüber hinaus mit vielen nachhaltigen und familienfreundlichen Attraktionen punktet.
Im Nationalpark Bayerischer Wald können Große und Kleine die wunderbare Kraft der wilden Natur mit einer großen Vielfalt an Pflanzen, Tieren und zauberhaften Orten hautnah erleben. Familie Friedrichs mit Papa Marc, Jannis, 6 und ihrer Oma aus Niederbrechen im Taunus, haben diese besondere Ferienregion an einem langen Wochenende im Frühling für Euch getestet.
Die Ferienregion Nationalpark Bayerischer Wald
Text: Marc Friedrichs
Es war für uns alle das erste Mal im Bayerischen Wald und uns allen gefiel es dort ausnahmslos gut. Bereits im Vorfeld habe ich mich über die verschiedenen Ziele und Angebote informiert und bei der Planung auch unseren Sohn bereits mit eingebunden. Die Landschaft ist malerisch und die Leute erlebten wir alle sehr freundlich und zuvorkommend, sei es unsere Gastfamilie Schmid oder die Kassendame im Baumwipfelpfad. Besonders praktisch für Familien ist in dieser Region die aktivCARD Bayerischer Wald, in der über 130 kostenfreie Angebote bereits enthalten sind.
Die Höhepunkte unserer Reise
Tierfreigelände in Neuschönau mit der Führung „Zu Bär, Otter und Eulen“
Um alle frei lebenden Tiere, die es im Bayerischen Wald gibt, in freier Wildbahn anzutreffen, braucht man viel Zeit und Geduld. Daher ist das Tierfreigelände in Neuschönau eine gute Idee. Mit etwas Glück gelang es uns dort, alle Tiere, die auf der gewählten Runde anzutreffen sind, auch zu sehen. Eine Ausnahme waren nur der letzte Wolf des Rudels und die Otter. Die dreistündige Führung war, was den Informationsgehalt angeht, das Beste an unserem Aufenthalt. Unser ehrenamtlicher Guide erzählte viele interessante Einzelheiten zur Entstehung des Nationalparks und über die Flora und Fauna. Stets bemüht, alle mit einzubinden, hat er uns allen sein Wissen mit viel Spaß vermittelt.
Baumwipfelpfad Neuschönau
Zu unserem Glück übernahm derselbe Guide auch die Begehung des atemberaubenden Baumwipfelpfads. Dadurch blieb unserem Sohn und seiner Oma Zeit zur selbständigen Erkundung, während ich mich mit unserem Führer einem vertiefenden Gespräch über den Nationalpark, aber auch der Entstehung des Baumwipfelpfades widmen konnte. Höhepunkt ist und bleibt die Begehung des 44 Meter hohen ‚Wald-Ei’s‘ mit einem phänomenalem Rundblick über den südlichen Teil des Nationalparks. Bei einem abschließenden Stück Kuchen im Hans-Eisenmann-Haus nahm der Plan, wieder in diese Region zu kommen, bereits Formen an.
Alpakawanderung
Am Sonntag stand für uns eine anderthalb-stündige Alpaka-Wanderung mit dem sympathischen Team von Aberland Alpakas auf dem Plan, ein lang gehegter Traum meiner Mutter. Unser Sohn reagierte zunächst etwas verhalten auf den Vorschlag, doch nach der ersten Begegnung mit diesen liebenswerten und freundlichen Tieren wurde für uns alle ein außergewöhnliches Erlebnis daraus, das ich uneingeschränkt weiterempfehlen kann.
Der Große Arbersee
Dann stand noch ein kurzer Abstecher an den Großen Arbersee auf dem Plan, da dieser durch seine Lage an der Arberseewand stets im Schatten liegt – und dadurch auch im Frühling noch zugefroren war: Ein Spektakel das man auch nicht alle Tage sieht.
Was gefiel Euch am besten?
Ohne Frage der Baumwipfelpfad: Es ist ein Erlebnis im 25 Metern Höhe in oder über den Wipfeln der Bäume zu stehen. Mit dem Wald-Ei hat er natürlich einen Abschluss der seinesgleichen sucht. Auf Platz Zwei kommt das Tierfreigelände, da es den Tieren den Raum gibt, den sie benötigen, jedoch dem Besucher die Möglichkeit bietet, eben jene Tiere zu beobachten. Genügend Platz bedeutet: 13 Hektar Gehege alleine für die Wildschweine.
Wurde in Region auf sanften Tourismus und Nachhaltigkeit geachtet?
Die Ferienregion Bayerischer Wald hat sich in der Saison gut aufgestellt was das Thema ÖPNV angeht: Mit dem ‚Igelbus‘ werden fast alle Ortschaften der Ferienregion angefahren, was es sehr erleichtert, das Auto stehen zu lassen. Die Restaurants, welche wir besuchten, legten alle größten Wert auf regionale Erzeugnisse bzw. Bioprodukte aus der Ferienregion. Das Thema Plastikverzicht ist sehr wichtig, wird jedoch nicht mit dem erhobenen Zeige-Finger angegangen. Die Verschmelzung von Nachhaltigkeit, Tourismus und dem bewussten Leben mit der Natur ist die große Stärke der Ferienregion.
Gibt es auch bei schlechtem Wetter Möglichkeiten, schöne Tage zu verbringen?
Ja, auch an Schlechtwetter-Tagen kann die Region mit einigem aufwarten. Sei es das Besucherbergwerk in Zwiesel, die Unterirdischen Gänge oder der Grenzbahnhof in Bayerisch Eisenstein. Klassisch lebt die Region von Wanderern und Skifahrern – wir sahen immer noch Abfahrtsläufer am Großen Arber. Jedoch auch weniger sportliche Menschen kommen auf ihre Kosten.
Wie steht es mit der Barrierefreiheit?
Auch für Menschen mit Behinderung ist die Ferienregion Nationalpark Bayerischer Wald durchaus zu empfehlen, denn bei vielen Programmpunkten wird auf deren besondere Bedürfnisse eingegangen, zum Beispiel durch Lifts, Rampen und Audioguides. Besonders überrascht hat uns der unbeschwerte Aufstieg am Baumwipfelpfad, der barrierearm gestaltet ist. Der sanfte An- und Abstieg sowie der Lift am Einstiegsturm ermöglichen auch Senioren, Rollstuhlfahrern und Eltern mit Kinderwagen einen unbeschwerten Besucht.
Würdet Ihr gerne wieder kommen?
Da ich es persönlich auf keinen Gipfel geschafft habe, werde ich im Herbst wieder in die Ferienregion Nationalpark Bayerischer Wald fahren und mit dem Lusen, dem Großen Rachel und dem Großen Arber drei der fünf höchsten Berge des Bayerischen Wald/Böhmerwald begehen.
Der Ferienhof Schmid in Wolfertschlag
In der Ferienregion Nationalpark Bayerischer Wald gibt es vielfältige Unterkünfte für Familien, wie etwa auf zahlreichen Familienbauernhöfen, die mit tollen Extras wie Trampolin, Abenteuerspielplatz, Ponyreiten und Spielscheunen beim Nachwuchs punkten. Wir haben auf dem Ferienhof Schmid übernachtet.
Das Dorf Wolfertschlag, in dem der Ferienhof Schmid liegt, ist einer von 21 Ortsteilen der Gemeinde Eppenschlag, deren Bürgermeister auch unser Gastwirt ist. Da die gesamte Gemeinde nur 950 Einwohner besitzt, ist es mehr als untertrieben wenn man von einer ruhigen Umgebung spricht: Wolfertschlag ist ein Postkartenidyll von einem Ort.
Unser Appartement war schön und rustikal eingerichtet und gefiel uns allen ausnehmend gut. Wir alle fühlten uns sehr wohl dort. Der Empfang durch Frau Schmid und ihren Sohn war mehr als herzlich.Außerdem wird ein Brötchen-Service angeboten, der uns am Morgen frische Frühstücksbrötchen geliefert hat – lecker und praktisch.
Toll für Kinder: direkt an die Appartements angrenzend befindet sich eine kleine Terrasse, von der aus man direkt auf das Außengelände gelangt, welches aus einer großen Spielwiese sowie einem kleinen Spielplatz besteht. Direkt daneben befindet sich das Außengelände der Hühner und Pferde, Kaninchenstallungen sind ebenfalls vorhanden.
Was ist Euch besonders positiv aufgefallen?
Die Möglichkeit, die Terrassentür zu öffnen und sein Kind einfach nach draußen gehen zu lassen, ohne sich Gedanken machen zu müssen, ist das größte Plus des Hofes. Des Weiteren ist durch die Spielscheune eine Schlecht-Wetter-Lösung vor Ort, die es auch bei weniger Outdoor-tauglichem Tagen Kindern ermöglicht zu spielen.
Außerdem bietet der Hof Fahrten mit der Pferdekutsche an, die wir auch ausprobiert haben. Der nette Herr Schmid nahm sich gut anderthalb Stunden Zeit, um uns und eine Familie durch die wunderschöne Natur um Wolfertschlag zu kutschieren.
Einkehren und Schmausen: 2 Tipps von Frau Schmid
‚Zum Fürst’n‘ (Daxberg 1, 94536 Eppenschlag). Dieser historische Bauernhof, welcher jetzt mit Ferienwohnungen und einem im wahrsten Sinne des Wortes ausgezeichneten Restaurant aufwartet, ist fußläufig vom Ferienhof erreichbar und bietet rustikale, gutbürgerliche Küche zu normalen Preisen.
Die ‚Kleblmühle‘ (Kleblmühle 1, 94481 Grafenau) ist ein unter den Einheimischen beliebtes 3 Sterne Hotel mit angeschlossenem Restaurant, welches Wild aus eigener Zucht anbietet. Sie ist als Startpunkt bzw. Zwischenstation bei Wanderern und Radfahrern sehr beliebt.
Weitere Informationen zur Ferienregion Nationalpark Bayerischer Wald : www.ferienregion-nationalpark.de