Kinder mit Diabetes – gute Schulung, gutes Leben!
Kinder mit Diabetes sind nicht so selten, wie man denkt. Diabetes mellitus ist in den westlichen Industrienationen schon seit Jahrzehnten auf dem Vormarsch. Bei Kindern und Jugendlichen tritt dabei insbesondere der Typ-1-Diabetes am häufigsten auf, welcher durch einen absoluten Insulinmangel gekennzeichnet ist. Betroffen sind zumeist fünf- bis achtjährige Kinder. Wir zeigen in diesem Artikel, wie die Erkrankung sich manifestiert und wie betroffene Kinder und ihre Eltern damit zu leben lernen können.
Der Typ-1-Diabetes: Plötzlich ist die Energie weg
Im Gegensatz zum Typ-2-Diabetes, bei welchem es zu einer Insulinresistenz der Muskelzellen kommt, versiegt beim Typ-1 die Insulinproduktion. Dies geschieht infolge einer Autoimmunreaktion des körpereigenen Immunsystems, das sich gegen die insulinproduzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse wendet und diese nach und nach vollständig zerstört.
Die Erkrankung manifestiert sich dabei sehr schnell. Während ein Typ-2-Diabetes über Jahre oder gar Jahrzehnte hinweg unerkannt bleiben kann, stellen sich die klinischen Anzeichen eines Typ-1-Diabetes recht unvermittelt ein: Häufiges Wasserlassen, starker Durst, Ketoazidose (Übersäuerung des Blutes) und Gewichtsverlust (8 – 10 kg in drei bis vier Wochen). Der Gewichtsverlust hängt damit zusammen, dass der Blutzucker aufgrund des Insulinmangels nicht mehr abgebaut und in die Muskelzellen zur Energieversorgung transportiert werden kann und stattdessen die Fettreserven des Körpers angegriffen werden.
Betroffene sind folglich oftmals müde und erschöpft, klagen ferner aber auch über Kopf- und Bauchschmerzen sowie über eine trockene und juckende Haut. Bei Kindern tritt außerdem plötzlich wieder (nächtliches) Einnässen auf. Diese Symptome treten gleichwohl nicht alle gleich stark und auch nicht gleichursprünglich auf; der akute Krankheitsausbruch kann sich daher durchaus über mehrere Wochen oder Monate hinziehen.
In Deutschland leiden ca. 300.000 Menschen am Typ-1-Diabetes. Rund die Hälfte von ihnen bekommt die Erkrankung dabei bereits im Kinder- bzw. Jugendalter. Bei 15 bis 25 Prozent der Kinder bricht die Erkrankung wiederum abrupt aus; sie werden in der Regel mit einer schweren ketoazidotischen Stoffwechselentgleisung ins Krankenhaus eingeliefert. Am häufigsten betroffen sind fünf- bis achtjährige Kinder. Beruht die Erkrankung auf einer genetischen Prädisposition, so kann bereits eine leichte Viruserkrankung zum Auslöser des Diabetes werden.
Kinder mit Diabetes brauchen eine gute Schulung
Auch wenn sich der Krankheitsausbruch über mehrere Wochen oder Monate hinziehen mag, trifft eine Diabeteserkrankung die meisten Kinder und ihre Eltern sehr hart und unvorbereitet. Spätestens, wenn Kinder und Eltern in ein Krankenhaus eingeliefert werden, stellt sich die Erfahrung der Krise dann manifest ein; der stationäre Aufenthalt beim Ausbruch der Krankheit ist in den meisten Fällen unvermeidlich. Und genau deshalb beginnt auch bereits hier die intensive Betreuung und Schulung beider Parteien. Für die Kinder mit Diabetes gilt es zunächst vor allem den Umgang mit der Insulinspritze sowie mit dem Blutzuckermessgerät zu erlenen. Für die Einschätzung der Messwerte und, damit korrespondierend die Errechnung der Insulinmenge, sind sie dabei allerdings noch lange Zeit auf die Hilfe der Eltern angewiesen.
Während des stationären Aufenthaltes werden mit den Kindern und Eltern unterschiedliche Schulungsblöcke durchlaufen, so etwa der Erkrankungsverlauf und die Formen der Insulintherapie, die Ernährung oder verschiedene Lebenssituationen (Sport, Schule, Alkohol/Rauchen etc.) betreffend. Da es kindergerechtes Schulungsmaterial gibt, werden die Kinder auch getrennt von den Eltern in Eins-zu-Eins-Situationen geschult. Nach dem stationären Aufenthalt werden Eltern und Kinder dann in regelmäßigen Abständen von einem Facharzt für pädiatrische Diabetologie betreut. Dieser schult sie in vertiefender Weise, was Themen wie Spritztechnik und Blutzuckermessen anbelangt.
Abschließend ist anzumerken, dass es besonders wichtig ist, Kindern von Beginn an zu vermitteln, dass sie zwar eine chronische Erkrankung haben, aber dennoch im vollen Umfang am Leben teilnehmen können und dadurch keinesfalls weniger »wert« sind als ihre Altersgenossen. Sport, Freunde treffen, Eis essen oder Klassenfahrten sind grundsätzlich kein Problem, sofern das Kind genau weiß, wie es seine Blutzuckerwerte interpretieren soll und daraufhin sich die angemessenen Insulindosen verabreichen kann. In den ersten Monaten bzw. Jahren der Erkrankung sollten die Eltern zudem auch die Eltern von Freunden des Kindes hinsichtlich des Umgangs mit der Erkrankung unterrichten und ihnen die Handlungsanweisung und Informationen an die Hand geben. Mit der richtigen Handhabe kann ein Kind mit Typ-1-Diabetes ansonsten ein ganz normales Leben führen.