Langsamer leben: warum weniger mehr sein kann
Langsamer leben warum?
Langsamer leben klingt gut, aber – geht das? Als Eltern müssen wir oft schnell sein. Kinder müssen in den Kindergarten und in die Schule, man selbst muss zur Arbeit und ganz nebenbei auch noch den Alltag für alle „wuppen“. Schnell noch eine Trommel Wäsche, mal eben einkaufen, die Älteste zum Sport bringen, einen Kuchen für das Klassenfest backen, e-Mails checken, die Freundin zurückrufen, auf Kommentare in Facebook antworten, etwas in ebay einstellen. Schnell, schnell – mach dies, mach das, mach jenes, jeder Augenblick zählt. Nur – wohin verschwinden all diese kostbaren Augenblicke?
Unsere Welt ist eine Welt, in der vieles einfacher geht als früher und die doch viel komplizierter geworden ist – unter anderem dadurch, dass uns so viele Optionen offenstehen, so viele Informationen verfügbar sind. Auch dadurch, daß alles was wir tun nicht nur getan, sondern auch kommuniziert, fotografiert und geteilt werden muss. Hast Du all die Dinge wirklich erlebt, oder warst Du, während du die eine Sache erledigst, in Gedanken bereits bei der nächsten? Hast Du irgend etwas an diesem Tag wirklich wahr genommen?
Sogar Kinder, für die die Welt neu und aufregend ist, werden von diesem Strudel erfasst, indem zu den Eindrücken aus der 3-D-Welt auch noch die aus diversen elektronischen Geräten kommen. Zeit, sich, wie einst Marcel Proust, auf die „Suche nach der verlorenen Zeit“ zu machen, Zeit, einen oder mehrere Gänge zurück zu schalten, langsamer zu werden, findet nicht mehr statt.
Was steckt hinter dem Slow-life-Trend?
Der Wunsch, langsamer zu leben ist nicht neu: Schon vor 20 Jahren entdeckte man unter anderem in den USA, dass Stress schädlich ist und viele Menschen unter der Hektik des Alltags leiden. Dass „Slow life“, womit langsamer, entschleunigter leben gemeint ist, zufriedener und glücklicher macht. Das hat der zunehmenden Technisierung und Digitalisierung der Welt natürlich keinen Einhalt geboten. Aber mehr und mehr Menschen sehnen sich, inmitten von klingelnden Handys, Bildschirmen, quängelnden Kindern und dem Anspruch, alles schön und perfekt zu haben, nach mehr Entspanntheit, nach der Harmonie und dem Glück des Einfachen.
Langsamer leben – jetzt!
„Langsamer leben“ bedeutet, meistens, eine Wahl zu treffen, sich zu entscheien, einer Sache mehr Raum zu geben und dafür, unter Umständen auf eine andere zu verzichten.
Vielleicht weniger Stunden in den Beruf investieren und dafür auf Geld zu verzichten, ein Amt im Verein niederzulegen und dafür Zeit zu gewinnen, regelmässig mit den Kids in den Wald zu gehen, weniger Zeit vor Facebook zu verbringen und dafür wieder ein Buch zu lesen, ein Instrument zu üben, ein Feuer auf der Terrasse anzuzünden.
Auf jeden Fall bedeutet es, kluge Entscheidungen zu treffen, Ziele zu formulieren, Pläne zu machen und in die Tat umzusetzen. Und auch, Methoden zu entwickeln, die es uns erlauben, in den Augenblick einzutauchen. Denn leider ist es keineswegs selbstverständlich, dass wir bewusst schmecken, was wir essen, sehen, was unsere Augen wahrnehmen oder hören, was unser Gegenüber gerade gesagt hat.
Buchtipp:
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