Zahnarztangst bei Kindern
Ursachen und schonende Behandlungsmethoden
Zahnarztangst ist in der heutigen Gesellschaft ein weit verbreitetes Phänomen, von dem nicht nur Erwachsene betroffen sind. Häufig beginnt die Abneigung gegen den Zahnarztbesuch bereits in frühester Kindheit und hat das Potential, sich zu einer ernstzunehmenden Zahnarztphobie zu entwickeln. Doch wie entsteht diese Angst bei Kindern und was sind die besten Behandlungsmethoden, um den Praxisbesuch möglichst angenehm zu gestalten?
Was können Auslöser für die Zahnarztangst bei Kindern sein?
Das ist eine Frage, die nicht pauschal zu beantworten ist, da die Gründe für jeden Betroffenen variieren. Besonders Kinder sind sehr empfänglich für äußere Einflüsse, wodurch sie emotional leicht beeinflusst werden können. Eltern und große Geschwister nehmen hier eine Vorbildfunktion ein, was dazu führt, dass das Kind deren Verhaltensweisen unbewusst kopiert. Wenn sich also der Vater vor dem Zahnarztbesuch fürchtet, wird das Kind diese Furcht deutlich wahrnehmen und unter Umständen übernehmen, auch wenn es selbst noch nie einen Zahnarzt aufsuchen musste und keinen rationalen Grund für diese Angst vorweisen kann.
Auch Erzählungen von Eltern oder Verwandten können sich negativ auswirken. Berichten diese aufgeregt von problematischen oder schmerzhaften Eingriffen beim Zahnarzt, kann das durchaus reichen, um Hemmungen oder gar Furcht vor dem eigenen Arztbesuch beim Kind zu entwickeln.
Traumatische Erfahrungen im größeren Kontext: Wie Kinder Erinnerungen verarbeiten
Das kindliche Gehirn legt die Erfahrungen der Vergangenheit oft ungeordnet ab, da es in diesem frühen Entwicklungsstadium fast täglich neue Eindrücke zu verarbeiten hat, die erst nach und nach kategorisiert werden können. Aufgrund dieser unzusammenhängenden Ansammlung von Gedächtnisinhalten ist es durchaus möglich, dass sich in diesem jungen Gehirn Verknüpfungen und Assoziationen bilden, die für einen erwachsenen Menschen unlogisch erscheinen.
Wie kann man sich diese Verknüpfungen vorstellen?
Schauen wir uns das an einem Beispiel an: Eine Familie hat vor einiger Zeit einen schwer erkrankten Verwandten im Krankenhaus besucht. Allein der Ort ist für ein Kind unbekanntes Terrain: ruhig, steril, die Atmosphäre ist ernst und bedrückend, die Gänge endlos und jeder Flur scheint dem anderen zu gleichen. Die Umgebung allein ist somit einschüchternd genug. Dazu kommt eventuell noch der Anblick von Blut und Schläuchen, die unter Bettdecken hervorschauen, während Ärzte in weißen Kitteln mit ernsten Mienen über die Korridore eilen.
Diese Situation ist in ihrer Gesamtheit ausreichend, um ein frühkindliches Trauma entstehen zu lassen, in dem hauptsächlich die Gefühle der Angst und Hilflosigkeit dominieren, welche durch ähnliche Sinneseindrücke beim Zahnarzt wieder zu Tage treten können. Es kann hervorgerufen werden durch den weißen Arztkittel, den Geruch in der Praxis, die medizinischen Instrumente, welche im Behandlungszimmer liegen oder durch weitere Details, die Parallelen zwischen dem Krankenhaus und der Arztpraxis entstehen lassen, die von Erwachsenen nicht einmal wahrgenommen werden. Das Kind selbst ist sich nicht im Klaren über den Grund für seine Angst, wodurch es für die Eltern umso schwerer ist, ihm zu helfen.
Was könnt ihr als Eltern tun, um euer Kind in dieser schwierigen Situation zu unterstützen?
Mit den folgenden Hinweisen könnt ihr eurem Kind helfen, die Angst vor dem Zahnarztbesuch zu nehmen.
Beginnt mit den Zahnarztbesuchen so früh wie möglich
Um die Entwicklung von Zahnarztangst bestenfalls grundlegend zu vermeiden ist es sinnvoll, euer Kind so früh wie möglich an regelmäßige Arztbesuche zu gewöhnen. Es ist empfehlenswert, wenn es am Anfang bei euren Kontrolluntersuchungen dabei sein kann. So kann aus sicherem Abstand gesehen werden, dass in der Praxis nichts Schlimmes passiert und eventuelle Bedenken können so im Keim erstickt werden. Achtet während der Behandlung besonders auf eure Körpersprache und vermeidet unüberlegte Äußerungen, sodass euer Kind den Arztbesuch als durchweg positiv wahrnimmt.
Ein Vorschlag könnte in etwa so lauten: „Ich habe heute Nachmittag einen Termin bei Doktor Müller, er untersucht meine Zähne. Möchtest Du mitkommen? Es wird sicher spannend und er würde sich freuen, wenn er Dich kennenlernen darf.“
Wie ihr einen geeigneten Zahnarzt für euer Kind findet
Grundsätzlich sollte jeder Zahnarzt in der Lage sein, Kinder fachgemäß zu behandeln. Es gibt allerdings auch Kinderzahnärzte, die sich auf die Behandlung von kleinen Patienten spezialisiert haben. Egal, welche Wahl ihr am Ende trefft: Es ist auf jeden Fall von Vorteil, im Voraus einen Termin zum Kennenlernen zu vereinbaren um zu schauen, ob sich euer Kind bei dem Arzt und in der Praxis wohlfühlt.
Sprecht mit eurem Kind danach über seine Eindrücke:
„Hat Dir unser Ausflug gefallen? Was denkst du, möchtest Du in ein paar Wochen noch einmal hin?“
Der Zahnarzt ist gewählt, und nun?
Bevor es auf den Zahnarztstuhl geht, kann es hilfreich sein, wenn so viel wie möglich gezeigt und erklärt wird. Dazu kann eine Führung durch die Praxis gehören, eine Vorstellung der Geräte und Instrumente und deren genauer Nutzen, allgemeine Informationen zum Aufbau eines menschlichen Gebisses,…
Wichtig ist, dass euer Kind Fragen stellen kann und informative, verständliche Antworten erhält. Je besser es versteht, wofür jedes Gerät da ist und was bei der Behandlung als nächstes passiert, umso mehr wird es sich beruhigen. Zudem kann es so den Arzt kennenlernen und im lockeren Gespräch Vertrauen zu ihm aufbauen, was ebenfalls eine elementare Voraussetzung ist, damit sich der kleine Patient während der Behandlung gut aufgehoben fühlt.
Es ist alles erlaubt, was eurem Kind zur Entspannung verhilft
Der Kuschelteddy, die Lieblingspuppe, ein Rennauto, Mamas oder Papas Hand, … Es ist alles von Vorteil, was ihm die Angst nimmt, egal wie untypisch oder unhandlich.
Setzt euer Kind nicht unter Druck
Kinder können in unbekannten Situationen unberechenbar sein. Von Weinen über Sturheit bis zu Panik oder Wut. Jede Variation aus dem emotionalen Spektrum ist möglich im kindlichen Versuch, mit der Angst oder der Ungewissheit umzugehen. Am besten ist es hier, wenn ihr sanft und verständnisvoll mit eurem Kind sprecht, um es zu beruhigen. Falls das nicht gelingt und die Angst vor der Behandlung immer mehr wächst, bittet das für solche Situationen geschulte Praxispersonal um Hilfe. Falls sich die Lage jedoch als aussichtslos entpuppt, vereinbart ihr am besten einen neuen Termin. Zwang um jeden Preis sind hier nämlich völlig fehl am Platz.
Kann ich vorbeugend etwas tun, wenn ich Anzeichen für Zahnarztangst bei meinem Kind bemerke?
Auch im Alltag könnt ihr langfristig dafür sorgen, dass die Pflege der Zähne zur Normalität wird und die nächste Inspektion durch den Zahnarzt eine entspannte Erfahrung wird. Gut geeignet dafür sind zum Beispiel kindgerechte Produkte, mit denen die Zahnpflege so angenehm und spielerisch wie möglich gestaltet wird. Es kann sich um Zahnbürsten mit Comic-Figuren, Mundwasser mit Fruchtgeschmack oder auch bunte Zahncreme handeln: Es gibt unzählige Möglichkeiten. Weiterhin ist es eine gute Option, das Zähneputzen zu einem gemeinsamen Ritual zu machen und im Idealfall hat euer Kind sogar Spaß dabei, sodass der nächste Zahnarztbesuch reibungslos abläuft.
Über den Autor:
Dieser Gastbeitrag stammt von Stefanie Hoder.
Sie ist für die Dürrschmidt Dentalhandels GmbH in der Redaktion tätig.
Recherchen und Kooperationen im Bereich Zahngesundheit gehören zu ihren bevorzugten Themengebieten.