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Kidslife · das Elternmagazin

Interview mit Kai Meyer

Hallo Kai Meyer,

wollten Sie schon als Kind Schriftsteller werden?

Ich wollte immer Geschichten erzählen, egal ob als Roman, Film oder Comic. Hauptsache spannend, fantastisch und farbenfroh. Meine allererste Kurzgeschichte habe ich mit elf geschrieben, sie hieß „Das Goldene Schwert“ und war, nun ja, leicht angelehnt an „Der Herr der Ringe“. Genau genommen war es eigentlich „Der Herr der Ringe“ auf zehn Seiten nacherzählt, mit einem Zwerg als Hauptfigur … Aber so beginnen die meisten Schriftsteller oder auch Künstler aller Art: Anfangs kopiert man erst einmal, was einem gefällt. Daraus lernt man hoffentlich bald, wie man etwas Eigenes erschaffen kann.

Was haben Sie als Kind am liebsten gelesen und hatten Sie einen

Lieblingsautor oder ein Lieblingsbuch?

Ich war von Kind an großer Fan von fantastischen Geschichten aller Art. Mein allererstes Lieblingsbuch – oder eigentlich drei Bücher – war die „Tripod“-Trilogie von John Christopher. Sie ist kürzlich im Arena-Verlag endlich wieder neu erschienen; für die limitierte Sonderausgabe habe ich ein Vorwort geschrieben. Danach kamen „Star Wars“ und Tolkien. Und dann so ziemlich alles, in dem es um Schwerter oder Laserpistolen ging. Mit 13 oder 14 habe ich dann begonnen, genauer auszuwählen und auch Bücher außerhalb des Genres zu lesen.

Kai Meyer

Woher nehmen Sie die ganzen Ideen für Ihre Bücher? Sind das meistens

spontane Einfälle?

Es beginnt oft mit einem oder zwei spontanen Einfällen, zum Beispiel „Wie wäre es, wenn Menschen auf den Wolken leben könnten?“. Aber darauf folgt dann eine lange Phase der Recherche in Sachbüchern und historischen Quellen. Ab einem gewissen Punkt, wenn ich weiß, dieser oder jener Stoff wird mein nächstes Buch, kommen die Einfälle und Bilder plötzlich aus allen Richtungen. Das ist, als würde in meinem Kopf ein Schalter umgelegt, der so eine Art Ideenantenne ausfährt. Plötzlich kommen sie von überallher.

Wie sieht eigentlich ein ganz normaler Arbeitstag bei dem Schriftsteller Kai Meyer aus?

Halb sieben aufstehen. Frühstücken. Mit dem Hund spazieren gehen. Die wichtigsten E-Mails beantworten und andere im Postfach liegen lassen, wo sie mit etwas Pech für Wochen verschwinden. Anschließend die Seiten vom Vortag lesen und korrigieren, vor allem um wieder in die aktuelle Szene, in die Figuren und Gefühle hineinzukommen. Und dann bemühe ich mich, etwa zehn Seiten zu schreiben. Das dauert meist bis drei, vier Uhr am Nachmittag, manchmal auch länger.

Gibt es einen Platz an dem Sie besonders gerne schreiben?

Brauchen Sie besondere Bedingungen, um gut schreiben zu können. Sind Sie beim Schreiben lieber alleine oder brauchen Sie Menschen um sich herum?

Ich muss beim Schreiben allein sein. Ich kann weder in Cafés, noch in Zügen schreiben, nicht mal besonders gut in Hotelzimmern. Am liebsten arbeite ich im Sommer auf meiner Terrasse im Grünen, im Winter in meinem Arbeitszimmer oder auch mal auf dem Sofa. Ich schreibe meine Bücher auf einem Laptop, das vereinfacht es, mal hier oder da zu arbeiten.

Gerade bei den historischen Romanen sind erhebliche Recherchen nötig.

Woher bekommen Sie Ihre ganzen Informationen?

Wenn Thema und Hintergrund für ein neues Buch klar sind, beschaffe ich mir meterweise Fachliteratur zu dem Thema. Vieles nutze ich dann am Ende gar nicht oder nur in winzigen Bruchstücken. Aber erst einmal sammle ich alles, was dazu passt, durchaus auch Romane und Filme. Für die „Wolkenvolk“-Trilogie habe ich, neben der Recherche über Historie und Mythen, Dutzende von alten chinesischen Schwertkampffilmen aus den Sechziger Jahren angeschaut und – soweit sie auf Englisch verfügbar waren – deren literarische Quellen gelesen. Das war natürlich auch ganz eigennützig, weil ich eine Menge Spaß dabei hatte.

Wer darf Ihre fertigen Manuskripte oder Kapitel zuerst lesen? Gibt es eine oder mehrere Personen, dessen Meinung Ihnen besonders wichtig und hilfreich ist / sind?

Meine Lektorinnen bzw. Lektoren im Verlag. Sie sind immer die ersten, die meine Bücher zu sehen bekommen.

Sie haben großen Erfolg mit Ihren Büchern im In- und Ausland.

Wie gut können Sie mittlerweile vom Schreiben leben?

Gut genug. Als ich mich 1995 als Schriftsteller selbstständig gemacht habe, habe ich mir selbst das Ziel gesteckt, im ersten Jahr so viel zu verdienen wie vorher als Redakteur bei einer Tageszeitung. Das hat geklappt, und seitdem ist es von Jahr zu Jahr besser geworden.

An welchem Projekt arbeiten Sie gerade?

Ich habe vor einigen Wochen den dritten „Wolkenvolk“-Band fertiggestellt, der im Juni erscheint. Nun sitze ich gerade an der Planung für eine neue Fantasy-Geschichte, die zwar offiziell als Erwachsenenbuch erscheint (und ältere Hauptfiguren hat), ansonsten aber sehr in die Richtung meiner Fantasy-Trilogien geht. Lange Zeit meinten die Verlage, meine Erwachsenenbücher sollten nicht so fantastisch sein, damit man sie als historische Romane verkaufen kann, aber jetzt ist allen endlich klar geworden, dass mir Fantasy einfach noch besser liegt. Und es ist, glaube ich, ja auch eine sehr eigene Art von Fantasy, die ich schreibe – mit Orks und Zwergen hat das nichts zu tun.

Fantasiegeschichten lesen und schreiben steht bei den Kids hoch im Kurs. Können Sie den jungen Nachwuchsautoren einige Schreibtipps geben?

Neben dem Standard-Tipp „Lesen, Lesen, Lesen, und nicht NUR Fantasy“, rate ich immer, begonnene Geschichten unbedingt zu Ende zu schreiben. Mein Fehler als Teenager war, vieles anzufangen und dann nach ein paar Seiten das Interesse zu verlieren. Zur Arbeit eines Schriftstellers gehört aber auch eine gute Portion Disziplin und Selbstvertrauen: Auch wenn man mal einen oder zwei Tage lang denkt „Eigentlich würde ich jetzt lieber was anderes machen“, muss man sich selbst am Riemen reißen – und eigentlich immer kommen Spaß, Interesse und Begeisterung nach kurzer Zeit wieder zurück.

Vielen Dank für das Interview und viel Spaß und Erfolg für die Zukunft.

Das Interview führte Antje Szillat

Weitere Infos über den Autoren bekommt man hier:

HYPERLINK “http://www.kai-meyer.de” www.kai-meyer.de

HYPERLINK “http://www.Loewe-Verlag.de” www.Loewe-Verlag.de

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