Malen mit Kindern – Übungen für jedes Alter
Malen mit Kindern ist faszinierend. Schon Kleinkinder sehen gebannt zu, wenn man etwas für sie zeichnet. Schulkinder sind begierig, Zeichentechniken zu lernen. Hier erfährst Du, wie Du die kindliche Kreativität altersgemäss fördern kannst.
Text: Martina Voigt-Schmid
Kleinkinder
Die kleinsten Kunstfreunde lieben es, wenn Erwachsene etwas für sie zeichnen. Sie finden es unendlich faszinierend zuzuschauen, wie aus einem Punkt eine Linie und aus der Linie ein Haus, ein Baum, eine Katze oder Superman entsteht. Probiere es aus. Oft genügen ein Blatt Papier und ein Bleistift, um einen kindlichen Wutanfall zu stoppen. Du hast so auch ein wundervolle Möglichkeit, etwas mit deinem Kind „zu machen“ und ihm zu zeigen, dass Kreativität zum Leben dazugehört. Und durch dein Vorbild animierst Du deinen Nachwuchs, eigene Entdeckungsreisen auf dem Papier zu unternehmen. Kleinkinder lieben es, zu schmieren und zu pantschen, ein ganzes Bild unter einer Schicht brauner Sauce verschwinden zu lassen. Malen mit Kindern heißt auch Kinder malen lassen.
Malen mit Kindern im Kindergarten
Kindergartenkinder entdecken voller Freude, was man mit Stiften alles anstellen kann. Sie krickeln und krakeln, lernen Kreisformen zu malen und stellen aus einfachen Formen erste Bilder zusammen. Einmal gelernte Formen werden gerne wiederholt: Ein ovaler Kreis mit einem Dreieck darauf sieht aus wie ein Haifisch, zwei lange Ovale und ein kleiner Kreis am Hinterteil: So entsteht ein Hase. Für Kinder zwischen 3 und 6 Jahren ist das Malen enorm wichtig. Es ermöglicht ihnen, aktiv auf ihre Welt einzuwirken, Dinge zu erschaffen und Erlebnisse zu verarbeiten. Das Beste, was Eltern in dieser Phase tun können ist, sich mit guten Ratschlägen zurückzuhalten, auch wenn das Bild, das für Omas Geburtstag gedacht war, in ihren Augen misslungen ist – für dein Kind hat alles eine Bedeutung.
Malen mit Kindern in der Schule
Früher oder später wollen alle Kinder wissen, wie man etwas zeichnet. Sie wünschen sich, die Dinge so abbilden zu können, wie sie sie sehen: Naturalistisch zeichnen können, ist angesagt. Kinder in dieser Phase freuen sich über gute Hinweise und Tipps vom Profi. Vielleicht bietest Du deinem Nachwuchs an, einen Malkurs zu besuchen wo sie Techniken lernen können, z. B. wie man Proportionen richtig erfasst, räumliche Perspektive zeichnet, wie man schraffiert, wie man Licht und Schatten malt und wie man Farben gekonnt mischt. Die meisten Volkshochschulen bieten gute Kurse an und viele Künstler malen mit Kindern, sie veranstalten Kinderateliers oder Workshops.
Malspiele für Kleine & Große – so kommt die Kreativität in Schwung
Einn leeres Blatt, aber keine Idee? Kein Problem, probier doch eins unserer Spiele zum Malen mit Kindern aus!
Fantasiewelten auf Papier
Zuerst malen die Kinder auf weißem Papier alles was ihnen Spaß macht, z. B. eine Sonne, Wolken, Vögel in der Luft, Gras und Bäume oder auch Häuser. Dann mit einer Schere alle einzelnen Teile ausschneiden und zu einem fröhlichen Bild auf anderes Papier zusammenkleben.
Das kleine Gespenst
Erzähle doch mal deinem Kind die Geschichte vom kleinen Gespenst: Das kleine Gespenst spukt herum, ärgert böse Leute, ist aber lieb zu kleinen Kindern. Das kleine Gespenst ist ein lustiges Gespenst. Es stellt viel Unfug an, treibt mit den Leuten allerlei Schabernack, und wenn man es fangen will, husch – schon ist es fort. Lass dein Kind das kleine Gespenst malen, wie es durch die Luft saust, wie es Leute ärgert – vielleicht malt es auch noch eine kleine Gespensterburg dazu. Natürlich kann dein Kind auch eine andere Lieblingsgeschichte illustrieren.
Klecksbilder weiterzeichnen
Mit dem Pinsel viel Farbe aus dem Malkasten nehmen und auf ein weißes Blatt Papier klecksen. Dann den Bogen in der Mitte falten, mit einer Hand darüber reiben, so wird die flüssige Farbe zu einem Klecksbild zerquetscht. Mit etwas Phantasie entdecken die Kinder in den Farbklecksen Figuren, die sie mit ein paar Stiften zeichnen können: einfach nur Umrisse, Augen, Ohren – je nach dem, was Ihr Kind sich vorstellt.
Collagen kleben
Dafür brauchst Du Seidenpapier in mindestens fünf verschiedenen Farben, etwas angerührten Tapetenkleister, Papier in beliebiger Größe, eine Uhr.
Alle haben 20 Minuten Zeit, um eine (oder mehrere) Collage zu kleben. Die Kinder dürfen das Papier reißen, knüllen, übereinander kleben, aber nicht mit der Schere schneiden. Das Bild darf abstrakt sein, oder gegenständlich, ganz nach Laune. Ganz wichtig: Nicht lange überlegen, einfach machen – Schauen und Analysieren kann man später, wenn man möchte.
Aufwärmübung
Für diese Übung sollte man am Besten stehen. Nimm ein großes Blatt Papier und befestige es an der Wand, oder spanne es auf ein Stück Pappe oder Sperrholz und stelle es auf eine Staffelei. Male mit einem dicken Pinsel und genug Wasser mit einer hellen Farbe großzügige Schwünge aufs Papier. Finde dabei deinen Rhythmus. Wie das Resultat aussieht, ist nicht wichtig. Wenn auf diese Weise ein lebendiger Untergrund geschaffen ist, benutze andere Farben und male lockere Kreise darauf. Es kommt nicht darauf an, dass die Kreise akkurat gemalt sind, sondern darauf, dass Du ein Gefühl für den Pinsel und für die Bewegung bekommst. Spiele mit den Farben, genieße sie. Du wirst feststellen, dass das Ergebnis gar nicht schlecht aussieht.
Landschaft malen
Auch hier solltest Du nicht zu kleinteilig arbeiten. Stelle Dir eine Landschaft vor, etwa Strand und dahinter das offene Meer, eine grüne Hügelkette, oder eine Wiese mit majestätischen Bergen im Hintergrund. Nun male diese Landschaft auf ganz einfache Weise, mit einem dicken Pinsel, in lockeren Schwüngen von rechts nach links. Beginne mit stark verdünnter Farbe und trage nach und nach dickere Farbschichten auf. Konzentriere dich mehr auf die Farbe, nicht so sehr auf die Form. Baue das Bild aus waagerechten Streifen auf und bleib locker und spielerisch.
Mandala malen
Alles Wichtige zu dieser schönen Maltechnik erfährst Du hier.
Zusammen malen –
Gedanken von Michael Fink zum Malen mit Kindern in einem Vortrag der KLAX-Elternakademie
„Zusammen malen. Viele Eltern haben große Hemmungen, mit Ihren Kindern zusammen zu malen, auch wenn diese es ausdrücklich wünschen. St. Exuperys “Kleiner Prinz“ beginnt genau mit der Sache, die Erwachsenen oft Probleme macht: Der Ich-Erzähler erwacht nach dem Flugzeugabsturz mitten in der Wüste und hört eine seltsame kleine Stimme: „Bitte zeichne mir ein Schaf!“ „Wie bitte?“ „Zeichne mir ein Schaf!“ Und der Erwachsene kriegt sofort Angst, denn „Ich war im Alter von sechs Jahren aus meiner Malerlaufbahn geworfen worden und hatte nichts gelernt zu zeichnen als geschlossene und offene Riesenschlangen.“ Nachdem dem Erzähler dann einige Schafszeichnungen missglückt waren, malte er einfach eine Kiste, mit der Ausrede „Das Schaf, das Du willst, steckt da drin!“
Natürlich ist der kleine Prinz zufrieden. Ich finde, die Geschichte drückt genau das aus, was ich mir als Malkultur vorstelle: Ganz unverkrampft lässt sich der Erwachsene auf das gemeinsame Spiel ein, auf die Geschichte, die da auf dem Papier passiert, und das wird für beide Seiten spannend. Wahrscheinlich auch lehrreich für beide Seiten, denn wie beim kleinen Prinzen gibt es von der Ernsthaftigkeit, mit der Kinder malen, viel für uns abzuschauen.“