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Kidslife · das Elternmagazin

Ayurveda für Kinder – welcher Körpertyp bist Du?

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Ayurveda für Kinder

Typgerechte Ernährung für eine harmonische Entwicklung – Ayurveda für Kinder

Text: Alice Selinger, Fotos: Pixabay

Eine Medizin fürs Leben: Ayurveda für Kinder macht Sinn – denn die ganzheitliche Heillehre aus Indien hat den ganzen Menschen im Blick  Nicht nur den Körper, sondern auch Gefühle und Spiritualität.

„Ayur“ bedeutet im Sanskrit Leben und „Veda“ Wissen – Ayurveda ist also das Wissen vom Leben. Wann genau sich diese Lehre in Indien entwickelte, ist nicht bekannt, doch vermutlich liegen ihre Anfänge mindestens 5000 Jahre zurück. Die ältesten erhaltenen schriftlichen Aufzeichnungen entstanden vor etwa 3000 Jahren. In Sri Lanka gab es schon im 5. Jahrhundert v. Chr. die ersten Hospitäler.

Auch die Kinderheilkunde ist im Ayurveda ein eigenes Fachgebiet. Sie geht davon aus, dass jedes Kind von der Geburt bis zum Erwachsenenalter seinem Temperament entsprechend umfassend gefördert werden sollte. Eine optimale Förderung muss sich dem Kind uns seinen Eigenarten anpassen – seinem Naturell, seinem Temperament, seiner Konstitution.

Eine Schlüsselrolle spielt im Ayurveda die Ernährung, denn, die richtige Nahrung ist die beste Medizin! In den Upanishaden, den ältesten Schriften Indiens, wird Nahrung als Brahman bezeichnet, die göttliche Realität. Dahinter steht die Vorstellung, dass der physische Körper durch Nahrung lebt und krank werden kann, wenn er mit den falschen Nahrungsmitteln versorgt wird.

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Ayurveda Gewürze

Die drei Dosha (Konstitutionstypen)

Im Ayurveda werden alle Menschen in drei Konstitutionstypen eingeteilt, die den so genannten Doshas entsprechen – übersetzt wird Dosha oft als Temperament oder Lebensenergie. Jeder Mensch wird durch alle drei Doshas geprägt, nur die Anteile sind unterschiedlich stark. Jedem dieser drei Typen werden bestimmte Eigenschaften zugeordnet. Bei Störungen sollen diese durch eine entsprechende Ernährung und passende Bewegung ausgeglichen werden.

Die Doshas werden durch die fünf Elemente (Wind, Raum, Feuer, Wasser, Erde) und deren Eigenschaften charakterisiert.

Vata (Wind, Raum) ist leicht, kalt, rau, beweglich, trocken, durchdringend

Pitta (Feuer, etwas Wasser) ist heiß, leicht ölig, flüssig, sauer und durchdringend.

Kapha (Erde und Wasser) ist kalt, schwer, feucht, schleimig, unbeweglich, süß und weich.

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Die drei Gunas (Eigenschaften)

Drei noch feinere Eigenschaften der Natur, die durch bestimmte Lebensmittel verstärkt oder vermindert werden können werden durch die drei sogenannten Gunas beschrieben,

Sattva: verleiht Ausgeglichenheit, geistige Klarheit

Rajas: verleiht feurige Energie, Tatendrang

Tamas: verleiht Masse, Trägheit

Sattva steht für das positive, harmonische Prinzip der Natur. Eine ausgewogene Ernährung wird als sattvisch bezeichnet, Sattva steht für Ausgeglichenheit, Freude und geistige Klarheit. Alle Nahrung enthält Informationen für die Doshas. Bei sattvischer Ernährung und Lebensweise, die eine Kultivierung von innerer Ausgeglichenheit und Respekt für alle Lebewesen mit einschliesst, entsteht Ojas, eine immaterielle feinstoffliche Substanz, die Strahlkraft, Immunstärke, Gesundheit und Schönheit verleiht. Gerade auch Schulkinder  profitieren von sattvischer Ernährung: Sie können dadurch besser lernen und es fällt ihnen leichter, sich zu konzentrieren.

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Ein Müsli aus frischen Früchten und Yoghurt – sehr sattvisch!

Sattvischer Nahrungsmittel sind vor allem Milch, Sahne, Ghee (Butterreinfett), Honig, Mandeln, Reis, Mungbohnen, gekochtes Getreide und Gemüse und süßes Obst. Sie sind nährstoffreich und enthalten viel Prana (Lebensenergie). Unmittelbar nach dem Essen fühlen wir uns zufrieden und vital.

Rajas steht für strebende, kräftige, mitunter auch aggressive Energie. Rajas verstärkende Nahrungsmittel erzeugen Hitze in Körper und Geist und stimulieren die Sexualität. In negativer Ausprägung äußert sich diese in Arger, Ungeduld oder Brennen in verschiedenen Bereichen des Körpers. Rajasische Lebensmittel sollte man mit Bedacht genießen.

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Rajasische Lebensmittel haben eine feurige Energie

Rajasische Lebensmittel sind Kaffee, Tee, Alkohol, Zwiebeln, Knoblauch, Paprika, Tomaten, Auberginen und erhitzende Gewürze wie Cayennepfeffer. Auch Fleisch, Fisch und salziger Käse, z. B. Parmesan, zählen dazu.

Tamas steht für Trägheit und das zersetzende Prinzip der Natur, etwa, wenn eine Frucht verfault und wieder in ihre Einzelteile zerfällt. Tamasbetonte Ernährung erzeugt Dumpfheit, ein großes Schlafbedürfnis und das Verlangen nach qualitativ schlechtem Essen. Langfristig können sich Krankheiten einstellen. Tamasische Lebensmittel sollte man so gut es geht meiden.

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Die geliebten Eier mit Speck stehen für tamasische Lebensmittel – die man eher selten genießen sollte!

Tamasische Lebensmittel sind z. B. Konservennahrung, Eier, Fleisch, Fisch, H-Milch und jegliche Nahrung, die überreif, verdorben oder aufgewärmt ist oder schlecht riecht.

Was die ideale Ernährung betrifft, gibt es zwar für jeden Dosha-Typ andere Empfehlungen, doch es gibt einige Grundregeln, die für alle gelten:

7 Ernährungstipps aus dem Ayurveda

Die Hauptmahlzeit sollte Mittags eingenommen  werden, da sie nun am Besten verdaut werden kann. Man sollte sich nie völlig satt essen und sich zum Essen genug Zeit nehmen.

Auch die Atmosphäre beim Essen spielt für Geist und Seele eine wichtige Rolle. Streit, Hektik und laute Geräusche stören die Nahrungsaufnahme.

Mahlzeiten nach Möglichkeit immer aus frischen Zutaten zubereiten. Greift man doch mal zu Konserven und Tiefkühlkost, sollte man sie wenigstens durch reichlich frische Kräuter aufpeppen.„Kräuter sind wie Mantren. Sie haben einen sehr harmonisierenden Einfluss auf den Körper. Maharishi Mahesh Yogi“

 

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Beim Kochen pflanzliche Produkte wie Getreide, Hülsenfrüchte oder Wurzelgemüse bevorzugen. Fleisch ist nicht grundsätzlich verboten, aber Sie sollten Geflügel den Vorzug vor Schwein oder Rind geben. Abends besser auf Fleisch verzichten.

Aufgewärmtes Essen gilt im Ayurveda als ungesund. Tatsächlich entstehen beim Stehen lassen von gekochtem Essen freie Radikale, die das Altern des Körpers beschleunigen. Wird doch mal eine Mahlzeit aufgewärmt, kann man sie durch Zugabe von etwas Ghee aufwerten. Ghee fängt freie Radikalte stark ab, es sollte in keiner Küche fehlen.

Süße Speisen verleihen Kraft und wirken laut Caraca, einem der Urväter des Ayurveda, „besänftigend auf alle sechs Sinne“. Allerdings sind damit nicht künstlich gesüßte Lebensmittel wie Cola oder Schokolade gemeint, sondern Nahrungsmittel, die von Natur aus eine süßliche Note aufweisen, z. B. Früchte, Milchreis, ungesäuerte Milchprodukte oder auch Fette.

Das beste Getränk ist Wasser. Im Ayurveda ist es üblich, morgens als Erstes ein Glas warmes Wasser zu trinken, das regt die Verdauung an und weckt die Lebensgeister. Über den Tag verteilt immer wieder ein Glas heißes Wasser trinken – so werden Giftstoffe ausgeschwemmt.

Scharfe Gewürze können bei Kindern zu Magenreizungen führen, hier ist Zurückhaltung angesagt. Generell bekömmlich sind süße und milde Gewürze, wie Anis, Zimt, Kurkuma, Koriander, Fenchel oder Basilikum. Gegen Bauchschmerzen helfen Fenchel, Kardamom, Dill oder Kreuzkümmel.

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Welcher Typ ist Ihr Kind? Die 3 Doshas

Nach der ayurvedischen Lehre wird jeder Mensch durch alle drei Doshas geprägt. In der Regel überwiegt eines, die beiden anderen haben geringeren Anteil. Deshalb können unsere Hinweise zu den Konstitutions-Typen nur Anhaltspunkte geben. Sie ersetzen nicht das Gespräch mit einem erfahrenen Ayurveda-Arzt.

Der Vata-Typ

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Der Vata-Typ, mit den Eigenschaften leicht, schlank, sehr beweglich, aktiv, kreativ und sensibel wird durch die flinke Gazelle versinnbildlicht. Vata Typen sind oft unruhige, hektische Menschen die viel in Bewegung sind. Ihr Körperbau ist in der Regel leicht. In unausgeglichenem Zustand leiden sie als Kinder oft unter ADHS, Neurodermitis, Bauch- oder Kopfschmerzen. Sie neigen zu Schlafstörungen und zu Verstopfung. Ausdauer und Kraft müssen sie erlernen.

Zur Beruhigung von Vata ist Warmes, Schweres und Fettes geeignet. Auch Süßes und Saures wirkt harmonisierend. Kalte, trockene, scharf gewürzte und bittere Speisen sollte der Vata-Typ meiden. Allgemein kann man sagen, dass alle Milchprodukte, Öle, Reis, Weizen und alle Nuss-Sorten dämpfend wirken. Beim Obst sollten Sie süße, saure und gehaltvolle Früchte verzehren; Als Gemüse sind Rote Bete, Möhren, Spargel und Süßkartoffeln besonders gut – in jedem Fall gegart. Meiden sollten Sie Rosenkohl und andere Kohlarten.

Der Pitta-Typ

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Für die Pitta-Konstitution, muskulös, energiegeladen, dynamisch und entschlossen, steht die Raubkatze. Das Pitta-Dosha regelt den Stoffwechsel, es wirkt im Körper ähnlich dem Feuer in der Natur. Pitta-Typen sind schnell reizbar, zielstrebig und aktiv.

Pitta Typen sind die schwierigsten Typen in der Erziehung. Sie sind unruhig und manchmal aggressiv. Ihr Körperbau ist mittelschwer. Sie neigen zu Entzündungen, fiebrigen Erkrankungen und Allergien. Als Neugeborene schreien sie viel. In der Pubertät können sie besonders schwierig werden. Ruhe, Ausdauer und Kraft müssen sie üben. Konsequentes Verhalten von Eltern und Erziehern ist für sie besonders wichtig.

Pitta-ausgleichende Ernährung bieten kühle, flüssige, süße, bittere und herbe Speisen. Milch und Butter beruhigen, andere Milchprodukte sollten Sie meiden. Oliven-, Sonnenblumen- und Kokosöl wirken gut und Weizen, polierter Reis, Gerste und Hafer sind ebenfalls geeignet. Bevorzugen sollten Sie süße Obstsorten. An Gemüse meiden sollten Sie Peperoni, Tomaten, Knoblauch, Zwiebeln und Auberginen.

Der Kapha-Typ

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Der Bär entspricht dem Kapha-Typ: kräftig und schwer, muskulös, beständig, zufrieden, verlässlich, häufig auch übergewichtig.

Kapha Typen sind ruhig und eher phlegmatisch, sie neigen zu Übergewicht und müssen zu Aktivitäten und Bewegung angeregt werden. Sie sind anfällig für Krankheiten mit hohem Schleimanteil wie Asthma, Bronchitis oder Sinusitis.

Wenn Kapha das dominierende Dosha ist, sind leichte, trockene, warme, pikante, bittere und herbe Speisen am Besten. Milchprodukte sollten Sie reduzieren, außer entrahmter Milch – dies gilt ebenfalls für Nüsse. Äpfel und Birnen sind gut geeignet, auch sämtliche Gemüsesorten außer Tomaten, Gurken und Zucchini. An Getreidesorten sind Gerste und Hirse zu empfehlen.

Weitere Informationen:

Deutsche Gesellschaft für Ayurveda

www.ayurveda.de

Dr. med. Detlef Grunert

Telefon: 09081-6015

www.kinderarzt-grunert.de

Buchtipps

Detlef Grunert, Das große Ayurveda-Kinder-Gesundheitsbuch: bessere Gesundheit, mehr Lebensfreude, höhere Intelligenz, Vanova Verlag, 24,90 Euro

Kerstin Rosenberg, Ayurveda für Kinder: Vorsorge. Heilkunde. Ernährung, AT Verlag, 19,90 Euro

Ayurveda im Web:

http://www.ayurveda-massage-wellness.de

www.veda.ch/ayurveda/typentest.php

  • Posted by kidslife on 26. Oktober 2016
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