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Kidslife · das Elternmagazin

Interview mit Thomas Brezina

Das Interview

Die Nachwuchs-Rezensenten und Rezensentinnen von Thomas Brzezina

AS: Hallo Thomas Brezina, Von welchem Beruf hat eigentlich der achtjährige Thomas Brezina geträumt?

TB: Ich wollte Tierarzt werden.

AS: Wann haben Sie den Spaß und die Lust am Schreiben entdeckt? Gab es eine Lehrerin die Sie besonders gefördert hat oder kam die Unterstützung eher aus Ihrer Familie?

TB: Mit acht Jahren wollte ich mein erstes Buch schreiben. Ich habe mit Bleistift und Block dreißig Seiten voll geschrieben. – Meine Eltern haben mich immer gefördert, wenn ich an etwas Spaß hatte. In der Schule war das weniger der Fall. Die ewige Jagd nach Rechtschreibfehlern oder falsch platzierten Beistrichen hat mir die Freude am Schreiben eine Weile verleidet.

AS: Spielten in Ihrer Jugend Bücher eine große Rolle? Wer war (und ist es vielleicht noch heute ) Ihr LieblingsautorIn?

TB: – Ja, ich saß in meinem Baumhaus und habe unendlich viel gelesen. Ich las alle Bücher gern, in denen ich mich verstanden und nicht belehrt fühlte. Viel Astrid Lindgren, viele Krimis, viele Abenteuer. Astrid Lindgren bewundere ich noch heute sehr.

AS: Haben Sie ein Vorbild in der Literatur?

TB: Immer schon haben mich Autoren aus England und Amerika am meisten beeindruckt. Besonders mag ich Charles Dickens, der seine großen Romane als Fortsetzungsgeschichten veröffentlicht hat. Und Wilkie Collins, der den ersten Krimi der Welt geschrieben hat. Wilkie Collins hat sich beim Schreiben so aufgeregt, dass er krank wurde. Mir passiert das auch manchmal: Ich beginne beim Schreiben zu schwitzen, zu keuchen, zu lachen.

AS: Sie schreiben Bücher, Hörbücher und Drehbücher zu ganz unterschiedlichen Themen. Welches Genre liegt Ihnen am meisten oder fühlen Sie sich in jedem Genre wohl?

TB: Ich fühle mich in allen Geschichten wohl. Ich kann nur schreiben, was mir Freude macht. Alles andere würden meine Leser spüren und bestimmt ablehnen.

AS: Was ist für Sie persönlich die größte Herausforderung bei der Entstehung eines neuen Buches?

TB: Wenn ich ein neues Buch schreibe, stelle ich mir vor, ich sitze vor Kindern und erzähle ihnen meine Geschichte. Erst wenn ich das Gefühl habe, ihre Augen fangen an zu glänzen und sie wollen mehr hören, schreibe ich meine Sätze nieder…

AS: Wenn Sie sich entscheiden müssten, wären Sie lieber Autor oder Moderator? Oder ist es vielleicht gerade diese Kombi, die aus Ihnen einen so guten und beliebten Autor und Moderator machen?

TB: Ja, ich glaube, es ist die Kombination. Immer nur sitzen und schreiben wäre mir auf Dauer langweilig. Die Fernseharbeit mit vielen lieben Kollegen ist eine willkommene und schöne Abwechslung. Sie lockert mich und mein Gehirn und ist gleichzeitig eine große Herausforderung. Danach aber freue ich mich wieder auf das Schreiben.

AS: Woher nehmen Sie die Ideen zu Ihren Büchern und den vielen unterschiedlichen Serien?

TB: Man muss nur mit offenen Augen und Ohren durch die Welt gehen, zuhören, beobachten. Was ich erlebe und entdecke, ist wie Pflanzensamen, aus dem dann die Geschichten wachsen. Ich bekomme viele Ideen durch das, was ich von Kindern höre und erfahre. Mein Kopf ist wie ein Glashaus für Geschichten. Das war immer so und selbst sehe ich gar nichts Besonderes darin.

AS: Wie gelingt es Ihnen, die unterschiedlichen Hauptfiguren nicht zu verwechseln oder beim Schreiben plötzlich in eine andere Serie „zu springen“?

TB: Diese Gefahr besteht überhaupt nicht. Wenn ich ein neues Buch schreibe, tauche ich in die Serie und in ihre Figuren ein und lebe mit ihnen. Es ist, als würde ich von Haus zu Haus gehen und verschiedene Familien besuchen.
AS: Gibt es einen ganz besonderen Ort, an dem Sie sich am liebsten aufhalten, Ihnen die besten Ideen kommen und vielleicht sogar am besten schreiben können?

TB: Ich lebe an drei Orten: in Wien, im Sommer am Neusiedler See und in den Wintermonaten in London. London mit seinem Kulturen-Mix ist für mich eine unglaublich inspirierende Stadt. Es tun sich ständig viele Dinge auf kulturellem Gebiet. Den Wechsel zwischen Wien und London, der brodelnden Großstadt London und dem gemütlichen Wien, schätze ich sehr.

AS: Wie sieht eigentlich ein ganz normaler Arbeitstag bei dem Autoren, Moderatoren, Unicef Botschafter Thomas Brezina aus?

TB: – Aufstehen, Hund füttern, Yoga oder andere Übungen, Frühstück, E-Mails beantworten oder telefonieren. Ab ca. 9.30 Uhr lesen, was ich am Vortag geschrieben habe, und weiterschreiben. Dazwischen auf- und abgehen, strecken, lachen, im Sommer schwimmen, zu Mittag essen, wieder hinsetzen, tippen, strecken, nachdenken, eine große Idee haben, noch wilder tippen, herumlaufen, schreiben, schreiben, schreiben bis etwa 18 oder 19 Uhr. Dann sind an die 20 Seiten fertig. An manchen Tagen auch Dreharbeiten. Am Abend genießen, relaxen, ein wenig essen, spazieren gehen, manchmal ins Theater (vor allem in London.)

AS: Viele Autoren arbeiten ja nach einer bestimmten Methode, z.B. der Storyline. Befassen Sie sich auch methodisch mit einem neuen Buchprojekt?

TB: Ja, ich weiß immer, wie mein Buch ausgeht. Wenn ich zu schreiben beginne, habe ich mindestens zwei Drittel davon schon fertig im Kopf. Manchmal aber verlaufen die Wege dann anders, als ich es zu Beginn gedacht hätte.

AS: Wie lange brauchen Sie für die Entstehung eines neuen Buch-Projektes – von der Idee bis zum fertigen Buch?

TB: Das hängt von vielen verschiedenen Dingen ab. Manche Bücher sind bereits jahrelang in meinem Kopf, bevor ich sie aufschreibe. Am Tag schreibe ich im Schnitt 20 Buchseiten, egal, wie viel Text diese Seiten enthalten. Bücher mit knapperen Texten zu schreiben ist nicht einfacher als Bücher mit umfangreicheren, ausführlicheren Texten.

AS: Gibt es etwas, was Sie durch Ihre Bücher vermitteln möchten oder wollen Sie einfach „nur“ unterhalten?

TB: Wie schon gesagt: Ich möchte Kinder begeistern, für all das Schöne und Aufregende, das die Welt zu bieten hat. Für ihr Leben, in dem sie viel erreichen können, und für die Möglichkeiten, die in ihnen stecken. Kinder treten voller Neugier und Freude in die Welt. Leider wird ihnen oft beides im Laufe der Jahre gründlich ausgetrieben. Mit meinen Geschichten möchte ich sie ermutigen, sich Lebensfreude und Neugier auf alles, was da so wartet, zu erhalten.

AS: An welchen Projekten arbeiten Sie gerade? Und über welche Neuerscheinungen können sich Ihre Fans demnächst freuen?

TB: Ich schreibe zurzeit an „Die Ratten von London“ – ein großes dreiteiliges Abenteuer über ein uraltes Geheimnis tief unter London, auf das vier sehr ungewöhnliche Teens einen Hinweis erhalten. Eine große Bewährungsprobe für die vier, die zu Beginn keine Freunde sind. Sehr außergewöhnliche Entdeckungen, von denen die Leser selbst einige machen können, wenn sie nach London kommen.

AS: Die Kids würden sich sicher sehr über einen Schreibtipp von Thomas Brezina freuen. Welchen Rat würden Sie jungen Menschen geben, die gerne schreiben oder sogar davon träumen, Autor zu werden?

TB: Hinsetzen und schreiben. Nur an die Geschichte denken und an nichts anderes. Schreiben, schreiben, schreiben. Ich habe dazu viele Tipps auf meiner Homepage www.thomasbrezina.com – Diese Frage wird mir nämlich oft gestellt.

AS: Vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg und Spaß beim Schreiben und Moderieren.

Das Interview führte Antje Szillat im Mai 2007

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