Kinder sind Gäste: die 10 besten Erziehungstipps
Jedes Kind ist von Anfang an ganz eigen und einzigartig – wie übrigens auch alle Eltern, aber es gibt einige Grundsätze, die allen das Leben erleichtern.
Unsere Top 10 Erziehungstipps
Text: Martina Voigt-Schmid, Fotos: Pixabay
1. Stell Dir vor, Kinder sind Gäste.
Der Satz „Kinder sind Gäste, die nach dem Weg fragen“ wird der italienischen Ärztin, Pädagogin und Philosophin Maria Montessori zugeschrieben und klingt wunderschön. Noch schöner aber ist er als hilfreiches Erziehungsmotto. Es ist ein sehr respektvoller Ansatz, liebevoll und hilfreich für Eltern und Kinder und es lohnt sich, öfter daran zu denken.
Folge dabei einfach dem Grundsatz, den Gästen einen guten, sicheren Ort anzubieten und ihnen solange Unterstützung und liebevollen Halt zu geben, bis sie ihren Weg selbst gehen können. Andere unvoreingenommen zu akzeptieren wie sie sind, mit allen Licht- und Schattenseiten ist nicht einfach, auch wenn es sich um die eigenen Kinder handelt. Womöglich ist dein Kind ein ganz anderer Mensch als der, den Du dir immer vorgestellt hast.
„Die Aufgabe der Umgebung ist nicht, das Kind zu formen, sondern ihm zu erlauben, sich zu offenbaren.“ Maria Montessori
Das Kind als einzigartiges Wesen so annehmen zu können, wie es ist, bedeutet eine große Erleichterung – auch wenn man sich vielleicht manches anders gewünscht hätte. Aber es ist wichtig, dass dein Kind seinem eigenen, nicht dem von dir erdachten – Lebensweg folgen kann und ihm dabei zu helfen, sich darauf möglichst gut vorzubereiten.
Diese Vorbereitung muss natürlich jeweils dem Alter und den Fähigkeiten des Kindes angepasst sein. Wenn Du dein Kind zu stark bestimmst, wird es unsicher und traut sich nicht, alleine etwas Neues auszuprobieren. Aber wenn Du es zu oft sich selbst überlässt, wird es vielleicht wichtige Grundregeln des Zusammenlebens nicht lernen, und später Probleme haben, z. B. mit den Lehrern in der Schule. Eine gute Balance ist wichtig!
„Zwei Dinge sollen Kinder von ihren Eltern bekommen: Wurzeln und Flügel.“ Johann Wolfgang von Goethe
2. Pflege gute Beziehungen.
Ob es dein Partner ist oder gute Freunde, es ist sehr wichtig, dass dein Kind von dir lernt, gut mit anderen umzugehen. Damit, dass Du gute, starke Beziehungen zu deinem Partner und deinen Freunden hast, zeigst Du deinem Kind, wie es selber wertvolle und schöne Freundschaften pflegen kann.
Eins der wichtigsten Dinge in jeder guten Beziehung zu anderen Menschen ist gegenseitiger Respekt. Als Eltern solltet Ihr in der Lage sein, diesen Respekt durch Handlungen und Worte zu erwecken, ihn aber niemals von Euren Kindern fordern. Und Du solltest deine Kinder ebenfalls respektvoll behandeln, sie z. B. niemals im Beisein anderer schimpfen und „herunterputzen“ und ihre Wünsche und Abneigungen ernst nehmen.
3. Sei ein gutes Beispiel!
Wem soll dein Kind im Leben nacheifern? Einem berühmten Fußballstar oder Talkmaster? Oder doch lieber Dir? Eltern sollten immer selbst die Nummer 1 für Ihre Kinder sein wollen und ihnen zeigen, was richtig und was falsch ist, und zwar, indem sie es nicht predigen, sondern vorleben. Zeige deinen Kindern wie Du lebst und möglichst oft das Richtige tust, auch wenn Du gestresst bist.
Einfacher gesagt als getan? Sicher, aber sich um innere Stärke und Gelassenheit zu bemühen ist etwas, das dir nicht nur als Mutter oder Vater, sondern überall im Leben weiterhilft. Nimm öfter am Tag die Rolle des Beobachters ein und schau dir zu, was du tust und sagst. Sicherlich merkst Du dann ganz von selbst, was Du lieber unterlassen oder ändern möchtest.
“Ich versuche in erster Linie, meinen Kindern ein gutes Vorbild zu sein. Weniger durch Worte, als durch die Art und Weise, wie ich lebe. Ich kann nur hoffen, dass ich ihnen alle Werkzeuge in die Hand gegeben habe, um ihre eigenen Entscheidungen im Leben selbstbewusst zu treffen.“ Demi Moore in „myself”
4. Spiele mit – so oft wie möglich.
Kinder lernen durch Spielen. Beim Spielen kannst Du ihnen vieles beibringen und gleichzeitig viel Spaß mit ihnen haben. Auch wenn man sich als Eltern manchmal überwinden muss, sich auf ein Spiel mit den Kindern einzulassen, wo es doch so viele wichtige Dinge zu tun gibt.
Spielend lernen ist eine wundervolle Art, Kinder zu unterhalten, sie kennen zu lernen und Ihnen gleichzeitig wichtige Dinge beizubringen. Damit es gut gelingt, ist es am Besten wenn Du etwas aussuchst, das auch dir selbst nicht gerade langweilig ist. Plane ab und zu mal so eine Stunde, in der Du mit deinem Kind in seine eigene Welt eintauchst.
Das kann Drachensteigen auf einer Wiese sein, eine Runde „Kniffel“ oder „Mau-Mau“, eine Modenschau mit den Barbypuppen oder … na, ist Dir schon etwas Gutes eingefallen?
Erinnere Dich an Deine eigene Kindheit, denn: „Wer sich seiner eigenen Kindheit nicht mehr deutlich erinnert, ist ein schlechter Erzieher.“ – Marie von Ebner-Eschenbach
5. Liebe dein Kind bedingungslos!
Kinder wachsen und lernen – und vieles lernen sie durch Erfahrung. Manchmal werden sie Dinge tun oder ausprobieren wollen, die Du nicht gut finden, und vielleicht noch nicht mal im Ansatz verstehen kannst. Aber wenn Du dein Kind immer mit bedingungsloser Liebe unterstützt, sogar und gerade dann, wenn es schwierig wird, zeigst Du ihm, dass es immer auf dich zählen kann.
Mache Ihnen klar, dass Du diese oder jene Handlung nicht gut findest und warum. Du kannst auch verlangen, dass dein Kind eine bestimmte Sache nicht wieder tun soll – zum Beispiel, wenn es sich oder anderen Menschen damit schadet; aber reagiere nicht damit, dass Du dem Kind deine Liebe entziehst. Dein Kind fühlt sich geborgen und sicher, wenn es weiß dass es jederzeit geliebt wird, auch wenn Du nicht alles tolerierst, was es tut.
6. Achte auf positive Bestärkung.
Gebrauche niemals negative Begriffe wie dumm, blöd oder faul, wenn Du von deinem Kind redest, weder zu Hause, noch anderswo. Gib deinem Kind keinen Anlass, sich klein und nichtswürdig zu fühlen.
Spätestens wenn Kinder in die Schule gehen, werden sie noch mit genug Negativität und Aggression von andern Menschen konfrontiert. Stärke das Selbstbewusstsein durch positive Bestärkung zu Hause, so dass die schlechten Bemerkungen, die sie eventuell anderswo zu hören bekommen, wenn Du nicht dabei bist, nicht auf fruchtbaren Boden fallen.
„Man kann das Wachstum eines Pflänzchens nicht beschleunigen, indem man an ihm zieht.“ – Aus Japan
7. Achte auf gute Mahlzeiten in guter Atmosphäre.
Gute Essgewohnheiten haben viel mit guter Gesundheit zu tun – und sie beginnen bereits sehr früh. Was man als Kind zu essen bekommt, hat großen Einfluss auf den Geschmack und die spätere Ernährung. Gib deinen Kindern einen guten Start ins Leben mit gesundem, vollwertigem und abwechslungsreichem Essen. Kinder, die von Anfang an gut ernährt werden, behalten die guten Ernährungsgewohnheiten meist ihr Leben lang bei.
Es ist viel einfacher, Kinder dazu zu bewegen, gesunde Sachen zu mögen, wenn sie von Anfang an nichts anderes kennen gelernt haben. Und auch die Atmosphäre beim Essen ist wichtig. In entspannter Umgebung zusammen genießen, erzählen, Neues austauschen ist einfach schön. Mittags sorgt es für eine erholsame Pause und abends für einen angenehmen Tagesausklang. Achte mal mal darauf: viele gute Dinge, die Familien zusammen erleben, haben mit Essen zu tun!
„Wenn ich gut gegessen habe, ist meine Seele stark und unerschütterlich; daran kann auch der schwerste Schicksalsschlag nichts ändern.“ Jean Baptiste Molière (französischer Dichter)
8. Rede mit Kindern, aber rede nicht auf sie ein.
Manchmal mag es einfacher sein, deinem Kind einfach vorzuschreiben, was es tun und wie es sich verhalten soll. Aber, wenn Du dir öfters die Zeit nimmst, mit deinen Kindern über deine Erwartungen zu sprechen und auch über deren Erwartungen an dich, etablierst Du eine gute Kommunikation. Diese Kommunikation wächst mit den Jahren – und deine Kinder werden mit ihren Gedanken und Problemen gerne zu dir kommen, wenn Sie Hilfe brauchen.
Wenn Du aber zu häufig auf deine Kinder einredest und Ihnen befiehlst, dann ist es eher unwahrscheinlich, dass Du zu ihrer Vertrauensperson wirst. Niemand möchte gerne dauernd mit Missbilligung und Kritik konfrontiert werden.
Als Kinder lernen wir sprechen, als Erwachsene sollten wir lernen zuzuhören.
9. Fernsehen, Computerspiele und schlechtes Spielzeug meiden.
So einfach und verlockend es auch erscheinen mag wenn Du müde oder gestresst bist, einfach den Fernseher einzuschalten, und dein Kind sehen zu lassen, was immer es sehen möchte – es ist dennoch keine gute Idee. Eine aktuelle Studie aus Neuseeland belegt was lange vermutet wurde: ein hoher TV-Konsum führt zu Aufmerksamkeitsstörungen ,die zunehmen, je mehr Stunden ein Kind im Alter zwischen fünf und elf Jahren vor der „Flimmerkiste“ verbringt.
Darüberhinaus stellen Kinder für die Fernsehwerbung bereits eine eigene Konsumentengruppe dar, und die bunten Spots sind genau darauf ausgerichtet, in den Youngstern Wünsche zu erwecken – vielleicht auf genau die Dinge, die sie besser nicht haben sollten. Wenn es gelingt, Fernsehen, Computerspiele und schlechtes Spielzeug wo es geht zu vermeiden, dann hast Du schon viel dazu getan, damit deine Kinder auf gesündere und sicherere Art groß werden können.
Wer zuviel fernsieht, verliert den Weitblick.
10. Lies immer eine Gute-Nacht-Geschichte vor.
Vorlesen ist eine besonders schöne und wertvolle Art, Kindern ungeteilte Aufmerksamkeit zu geben, mit ihnen am Sofa oder Bett zu kuscheln und gleichzeitig gemeinsam spannende Abenteuer zu erleben. So endet jeder Tag auf eine friedliche und behütete Art und Weise, die deinem Kind dabei hilft, gut einzuschlafen – und dir den Luxus erlaubt, nach einem anstrengenden Tag dein Kind ein Weilchen ganz entspannt für dich zu haben.
Darüber hinaus fördert das Vorlesen Gedächtnis, Wortschatz und Vorstellungsvermögen und regt dazu an, über viele Dinge nachzudenken. Wichtig ist, dass es zu eine Art Ritual wird, das täglich stattfindet, auch wenn es nur 20 Minuten sind. Mache Vorschläge zum Lesestoff, aber wenn dein Kind alt genug ist, lasse es das Buch ruhig selbst auswählen. Die Kinder mögen es, wenn sie spüren, dass man Ihnen etwas zutraut, dass ihre Persönlichkeit und ihre Wünsche respektiert werden. So kann man sie zu selbstbewussten Lesern erziehen, die immer neue Entdeckungen in der Welt der Bücher machen.