Gärtnern mit Kindern – ein Erfahrungsbericht
Gärtnern mit Kindern war schon immer dein Traum? Katja Adam aus Berlin erzählt uns, wie sie und ihr Sohn Mitja (6) ihre „grünen Daumen“ entdeckten und wie es sich anfühlt, die ersten eigenen Radieschen zu ernten.
TEXT: Katja Adam
Die Idee mit meinem Kind zusammen zu gärtnern, entstand eigentlich schon recht früh, da war Mitja ca. 3 Jahre alt. Als wir dann in ein Häuschen mit Garten umzogen, konnte ich endlich damit beginnen, sie in die Tat umsetzten. Mein Sohn, damals vier Jahre alt, wurde in alles mit einbezogen. Dennoch gab es viele Dinge, bei denen er noch nicht helfen konnte.
Gärtnern mit Kindern – mit einem Hochbeet geht es los
Um möglichst schnelle Erfolge zu haben und alles etwas kindgerechter zu machen, war mir schnell klar: ein Hochbeet musste her. Ein lieber Freund baute uns aus sehr widerstandsfähigem Holz zwei schöne Hochbeete, an die mein Sohn auch gut ran kam. Und dann konnte es auch schon losgehen.
Als Erstes machte ich mich schlau, wie ein Hochbeet zu bestücken ist. Dazu findet man viele gute Beiträge und Tutorials im Internet, die alles Schritt für Schritt erklären – z. B. hier. Man bekommt viele nützliche Tipps und erfährt auch, wie man typische Anfängerfehler vermeidet.
Bei der Beschichtung der Hochbeete half mein Sohn (jetzt 6 Jahre alt) fleißig und begeistert mit. Wir sammelten Heckenschnitt und Stöckchen für eine Schicht und leerten den Rasenmäher und nahmen das frisch abgemähte Gras für die zweite Schicht.
Am Tag davor hatten wir einen schönen Ausflug gemacht in ein Dorf, ein paar Kilometer außerhalb Berlins, um Muttererde abzuholen. Diese fanden wir in einem Inserat von ebay-kleinanzeigen. Genauso gut kann man humusreiche Erde aber auch im nahegelegenen Garten-Center kaufen.
Am Rand Berlins sind viele Reiterhöfe gelegen, wo wir uns mit Pferdemist eindecken konnten, der unter Erdbeeren wahre Wunder vollbringt gut in die Erde eingemischt.
Erste Erfahrungen beim Säen und Pflanzen
Als Erstes säten wir mal leichte Sachen wie Radieschen, Schnittlauch, Petersilie und verschiedene Salatsorten aus. Es gibt auch Saatbänder, die die Kinder in die Erde einlegen können. Bei kleinen Kindern ist das gar nicht schlecht, da diese die Abstände mit den winzigen Samenkörnchen vielleicht noch nicht hinbekommen. Wir hatten beides, Saatbänder und lose Samen.
Im April kauften wir dann kleine Kohlrabi-, Tomaten- und Erdbeerpflanzen. Er hatte mit seinen 6 Jahren eine klare Vorstellung, wie ein gesundes Pflänzchen auszusehen hat, suchte sehr gewissenhaft die Pflanzen aus und half ganz toll dabei, sie in die Erde zu setzen. Mein Sohn arbeitet einfach sehr gern mit den Händen. Aber natürlich gibt es viele Angebote im Internet für Arbeitsgeräte und Handschuhe für Kinder.
Mit den Pflanzen wächst auch die Begeisterung
An jedem Morgen lief er nun gleich als erstes zum Hochbeet um nachzusehen und kam aufgeregt zurück. Er berichtete von den kleinen Veränderungen dort wie von einem spannenden Film. Morgens und abends hat er gegossen. Die Motivation bestand darin, bald in einen frischen, „selbstgemachten“ Kohlrabi beißen zu können. Radieschen konnten wir schon sehr schnell ernten. Ich hatte einen hübschen Korb besorgt, in dem mein Sohn seine Ernte stolz ins Haus tragen konnte.
Mitja bestand darauf, eine ganz eigene Pflanze zu haben. So säten wir eine Paprikapflanze aus (im März noch im Haus – im Mai dann nach draußen gepflanzt). Als eine winzige, grüne Paprika auszumachen war, war die Freude riesig. Als sie dann groß und knallrot war, erntete Mitja die Paprika und biss filmreif hinein.
Wie aus Kernen kleine Bäume entstehen
Dieses Jahr haben wir uns dann mal an ein paar Kerne getraut. Wir hatten so leckere Äpfel und Mitja legte die Kerne auf den Tisch und verkündete, er werde daraus die entsprechenden Apfelbäume machen.
Mitja wollte sehen, ob da wirklich Apfelbäume „rauskommen“. Ich merkte, ich muss ihm erst noch erklären, dass ein Apfelbaum seine Zeit braucht, bis er das ist, was bei uns im Garten steht und dass wir frühestens in zwei Jahren damit rechnen könnten, etwas zu ernten.
Wir legten fünf Apfelkerne von verschiedenen Sorten in feuchte Küchentücher und dann in ein luftdichtes Gefäß. Nach 14 Tagen waren drei von den Kernen wunderbar gekeimt. Mitja freute sich sehr, als er sah, dass das geklappt hatte.
Wir nahmen uns ein Tontöpfchen und füllten es mit Anzuchterde, die es in jedem Garten-Center zu kaufen gibt. Dort legten wir den gekeimten Apfelkern vorsichtig hinein und bedeckten ihn mit nur wenig Erde. Mein Sohn besprühte die Erde dann mit Wasser. Nun hieß es warten – warten und gießen. Nach etwa 12 – 15 Tagen sahen wir das erste zarte Blatt. Wieder riesige Freude – es hatte also geklappt! Mittlerweile haben wir drei Apfelbäumchen in verschiedenen Entwicklungsstufen.
Ich hatte mich mittlerweile etwas informiert und wusste nun, dass die Apfelkerne nicht unbedingt die Erbinformation des Apfels in sich tragen und die Bäumchen eventuell nie Früchte tragen würden. Aber das ist uns egal. Es geht um den Spaß bei der Sache und darum zu erleben, dass etwas entsteht und eben auch vergeht. Ähnlich machten wir es später auch mit den Kernen von Zitrone, Melone, Avocado und vielen, vielen Blumensamen.
Mein Freund, der Baum
Auch wenn Kinder viel und gerne im Garten helfen: der Löwenanteil der Arbeit bei allen Pflanzenexperimenten liegt bei uns, den Eltern. Mein Fazit: Wer seine Kinder fürs Gärtnern begeistern möchte, sollte daher auch selbst Spaß daran haben. Ich finde jedenfalls, dass es sich rundum lohnt, denn Naturverbundenheit kann man nirgendwo besser erleben.
Da wir bereits einen großen Apfelbaum im Garten haben und der auch schon kleine, grüne Äpfel trägt, sagte mein Sohn vor ein paar Tagen zu seinen Freunden: “Knallt den Ball nicht gegen den Apfelbaum. Das ist nämlich gar nicht so einfach mit dem Obst.“
Weitere Tipps zum Gärtnern mit Kindern findest Du auch hier.