G-L4W9TR8WRF Entwicklungsschäden wirksam vorbeugen – was ALLE Eltern wissen sollten
Nach oben

Kidslife · das Elternmagazin

Entwicklungsschäden wirksam vorbeugen – was ALLE Eltern wissen sollten

Eine gesunde Bauch- und Rückenmuskulatur ist wichtig, damit Babys sich richtig entwickeln können. Diese trainieren sie am Besten auf einer flachen Unterlage, z. B. einer Decke. Foto: Pixabay

Immer mehr Kinder im KiTa- und Grundschulalter werden mit Haltungsschäden, motorischen Defiziten, Konzentrationsstörungen und auffälligem Sozialverhalten dem Kinderarzt oder anderen Therapeuten vorgestellt – Was sind die Ursachen?

KidsLife hat sich auf die Suche gemacht und mit Shiatsu-Therapeutin Karin Kalbantner-Wernicke und Kinderarzt Thomas Wernicke gesprochen, um heraus zu finden, wie wir als Eltern helfen und vorbeugen können. Die beiden hatten ein paar überraschend einfache Erklärungen und Tipps für uns.

Interview: Martina Voigt-Schmid

Auf dem Rücken liegend erkunden Babys Füße und Hände – so trainieren sie auch Bauch und Rücken. Foto: Pixabay

Was sind die Gründe dafür, dass immer mehr Kinder sich nicht altersgemäß entwickeln?

Die Ursachen sind vielfältig. Bewegungsmangel, zu viel Mediennutzung, Verunsicherung von Eltern durch widersprüchliche Informationen aus dem Netz und zum Teil auch das heutige Erziehungsverhalten: Viele Eltern wollen ihren Kindern immer weniger zumuten.

Produkte wie Sturzhelm für Krabbelkinder und Kissenrucksack, um einen Fall abzufedern, finden einen immer größeren Markt. Dabei wird vergessen, dass zum Laufen lernen auch ab und zu auf den Po plumpsen gehört.

Dieses Zusammenwirken der vielen Ursachen nimmt rasant zu und führt dazu, dass viele Kinder heute nicht mehr auf dem altersgemäßen Entwicklungsstand sind. Gleich eine Diagnose wie ADHS, Legasthenie usw. verpasst zu bekommen, verkennt die Tatsache, dass die eigentliche Ursache in den meisten aller Fälle in einer nicht ausgereiften Entwicklung liegt.

Aus der Bauchlage lernen Babys, sich hochzustützen – die Grundlage zum späteren Krabbeln. Foto: Pixabay

Sie sagten, dass die Weichen für eine nicht altersgemäße Entwicklung oft schon im Babyalter gestellt werden – woran liegt das?

Hier nur ein paar Beispiele: Bedingt durch die Angst vor dem plötzlichen Kindstod werden viele Babys nicht mehr auf den Bauch gelegt. Denn kaum haben die frischgebackenen Mütter die Geburt überstanden, wird ihnen folgender Satz mit auf den Lebensweg mitgegeben: „ … und denken Sie daran, lassen Sie Ihr Baby niemals auf dem Bauch schlafen, denn es droht der plötzliche Kindstod …!“

Zwar erkannte man einen Zusammenhang zwischen Schlaflage und dem plötzlichen Kindstod, doch leider wurde und wird der wichtige Zusatz „… aber wenn Ihr Baby wach ist, legen Sie es möglichst oft auf den Bauch!“ ihnen nicht mitgeteilt.

Erschwerend kommt noch dazu das stundenlange Liegen im Maxi-Cosi oder Babywippe.

Da wir mit unseren Schulprogrammen viel in Schulen im Einsatz sind, sehen wir  die Folgen des fast ausschließlichen Liegens auf dem Rücken in der Babyzeit mittlerweile deutlich: Schulkinder haben einem schwachen Rücken. Einen ganzen Schulvormittag konzentriert auf dem Stuhl sitzen zu bleiben, ist für viele Schüler nicht mehr leistbar. Sie werden unruhig, kippeln auf dem Stuhl oder suchen sich andere Bewältigungsstrategien, um den Vormittag zu überstehen. Leider bekommen diese Kinder dann sehr schnell das Label ADHS verpasst.

Viele Kinder heute lernen nicht mehr zu krabbeln, dabei ist es für eine gesunde Entwicklung sehr wichtig. Foto. Pixabay

Und dann brennt uns noch ein anderes Thema unter den Nägeln: Ohne Bauchlage kommen die Kinder meist nicht zum Krabbeln. Zwar liest man in etlichen Entwicklungsbüchern, dass das Krabbeln nicht so wichtig sei, aber für die Reifung der Wirbelsäule ist gerade das Krabbeln sehr wichtig. Zudem lernt das Auge sich auf Nah und Fern einzustellen, ein wichtiges Übungsprogramm für die Augenmuskulatur.

Und dies ist nur ein kleiner Ausschnitt von dem, was Kinder beim Krabbeln an Fähigkeiten erwerben.

Bauch- und Rückenlage im Wechsel – früher selbstverständlich, heute aber oft eine Seltenheit, denn Babys verbringen zu viel zeit in den beliebten Babywippen. Foto: Pixabay

Worauf sollten Babyeltern achten?

Hier möchten wir als Beispiel die oben erwähnte Babywippe aufgreifen. Eine Wippe ist eine feine Sache, wenn man mal zwischendurch für eine Tätigkeit die Hände frei haben muss. Babys finden diese Position meist toll, denn sie sind bei einer Tätigkeit dabei und haben den „Überblick“. Aber neben der Wippe verbringen die Kinder auch viel Zeit im Autositz. Für die Sicherheit bei der Fahrt unabdingbar, aber mittlerweile wird die Autoschale aus dem Auto genommen und auf ein Fahrgestell gepackt und damit spazieren gegangen – somit verbringen Kinder einfach zu viel Zeit in Wippen und Autositzen.

Dadurch wird die Zeit, die ein Baby auf einer Decke flach auf dem Boden liegend verbringt, immer kürzer.

Aber nur aus Rücken- und Bauchlage auf einem flachen Untergrund fangen die Kleinen an,  ihre Mitte zu entwickeln. Ein Schritt den sie mit ca 3 Monaten gemeistert haben sollten. Das bedeutet die Händchen und die Füßchen kommen oberhalb der Mittellinie des Körpers zusammen und werden ausgiebig erforscht.

Das ist die elementare Grundlage für die weitere Entwicklung. Auch um später die Mittellinie überkreuzen zu können. Das brauchen wir fürs Lesen und Schreiben. Viele Kinder mit Problemen hier, haben keine irgendwie geartete Diagnose, sondern eine noch nicht entwickelte Mitte.

Alle Kinder sollten die Chance haben, sich altersgemäß zu entwickeln. Foto: Pixabay

Wie können Eltern von Kindern im Kleinkind- und  KiTa-Alter ihren Nachwuchs am besten unterstützen?

Bewegung und Natur, am besten als Familienausflug und alle lassen mal ihr Handy zuhause, einen geschützten Rahmen schaffen, in dem sie sich entfalten dürfen und den Kindern die Erfahrung von respektvollen Grenzen ermöglichen.

Beim Hopsen und Springen an der frischen Luft trainieren Kinder Überkreuzbewegungen – wichtig für Kooprdination und Gehirnentwicklung.. Foto: Pixabay

In Ihrem Zentrum Therapeuticum Rhein-Main praktizieren und unterrichten Sie japanische Behandlungsmethoden. Warum sind gerade diese so gut dazu geeignet, Kindern zu helfen?

Für alle unsere Methoden gilt das oben bereits erwähnte integrative Entwicklungskonzept. Wir sehen immer zuerst die Stärken der Kinder bzw. der ganzen Familie und bieten von da aus die unterstützende Begleitung an.

Gerade im Rahmen der BabyShiatsu-Elternkurse möchten wir Eltern Handwerkszeug und das nötige Wissen mitgeben, ihre Babys auf ihren Lebensweg vorzubereiten. Und die nötige Portion Gelassenheit, die es im Leben mit Kindern braucht.

Im Samurai-Schulprogramm geht es uns darum, Schülern und Lehrern Möglichkeiten zu geben, Kinder im Schulalltag zu stärken und dadurch wieder die Freude am Lernen zu schenken.

Shōnishin wiederum ist eine Methode, mit der sanft, schonend und kindgerecht vorzugsweise funktionelle Störungen im Baby- und Kindesalter behandelt werden können. Besonders bewährt hat sich Shōnishin in der Behandlung von KiSS-Syndrom und Schreibabys.

Mehr zu Baby-Shiatsu und zu Karin Kalbantner-Wernicke erfährst Du hier.

Translate »
Verified by MonsterInsights